30. April 2017 – Ubud

Pünktlich vor dem Beginn des letzten Monats der langen Reise melde ich mich mal wieder nach einer sehr entspannten letzten Woche. Mit Ausnahme der Tatsache, dass wir in drei unterschiedlichen Wohnungen in Kuta untergekommen sind hatten wir doch einen sehr unproduktiven Lebenswandel. Nach dem Hotel aus dem ich mich das letzte Mal gemeldet habe sind wir für zwei Tage in unsere eigene Wohnung gezogen, die erfreulich nah am Strand liegt. Wir ließen es uns natürlich nicht nehmen, dort auf einer gemieteten Liege zu liegen, dem Meeresrauschen zuzuhören, zu lesen und ab und an auch ins angenehm warme Nass zu tauchen. Der ganze Strand ist zum Surfen ideal, weshalb sich auch viele Surfer in den Wellen versuchen, denn die meisten sind Touristen, die in kurzen Crashkursen versuchen, das Wellenreiten zu erlernen.

Wer jetzt denkt, dass wir sofort Flamme sind und unbedingt auch surfen wollen, der denkt richtig. Allerdings gedulden wir uns bis zum nächsten Tag, Chris zieht sich abends ein paar Tutorials rein und so können wir uns am nächsten Tag den teuren Kurs sparen, ein Brett mieten und los geht’s. Wir üben uns im Wechsel, und ab und an gelingt es uns sogar eine beachtliche Strecke zurück zu legen.

Surfing

Danach waren wir in einer schönen Ferienwohnung mit Pool, den wir dann auch gut nutzen, um nicht die 2 Kilometer zum Strand und die dortige Liegemiete stemmen zu müssen. So hatten wir also eine sehr entspannte letzte Woche, doch damit war dann heute (endlich) Schluss.

Pool in Kuta

Gestern sind wir nämlich mit Uber (Taxi-App) nach Ubud gefahren, was knapp eine Stunde nördlich von Kuta liegt, gefahren und haben unser neues Quartier aufgeschlagen. Und das ist ein eigenes Haus mitten in der Stadt, sogar Frühstück gibt’s dazu, für gerade mal 14€ pro Nacht – für uns beide zusammen! Den gestrigen Tag verbrachten wir damit, Bali zu recherchieren, was sollte man sich hier anschauen welche Aktivitäten gibt es, etc. Alles wurde zusammen getragen und sorgfältig in eine Karte eingezeichnet und so konnten wir auch die nächsten Tage planen. Das ganze Organisieren uferte allerdings etwas aus und so trug ich nicht nur Touristenattraktionen für Bali, sondern auch für Lombok, Bangkok und Mumbai zusammen, was dann den ganzen Tag beanspruchte.

Unser Haus in Ubud

(kleiner Tempuswechsel)

Dafür können wir den Tag heute dann auch in aller Ruhe und geplant angehen, in aller Herrgottsfrühe um 7 Uhr morgens. Da klingelt nämlich der Wecker und schmeißt uns raus, ein kleines Frühstück (Spiegelei auf Toast, dazu Obstsalat und Tee) und schon gehts auf die Straße. Allerdings nicht zu Fuß, sondern mit einem Scooter (oder Motorroller), den wir kurz nach dem Frühstück für 3,50€ am Tag gemietet heben. Den Vermieter hat uns unser AirBnB-Host vermittelt, und nach kurzer Erklärung wie so ein Teil überhaupt funktioniert – wir sind beide noch nie Roller gefahren – gehts dann auf die hektischen Straßen von Ubud. Zum Glück herrscht hier Linksverkehr, sich jetzt noch umzugewöhnen wäre die Hölle.

Frisch gemietete Roller

Eigentlich wollen wir zum heiligen Affenwald, der nur einen Steinwurf von uns entfernt liegt, allerdings bequemen sich diese heiligen Affen und das zugehörige Tempelpersonal erst um halb 9, die Touristen zu empfangen, und die halbe Stunde warten wollen wir dann beim besten Willen nicht, es gibt noch genug anderes zu sehen.

So knatterten wir dann nach Sayan, den Nachbarort von Ubud, denn dort soll es Reisterrassen zu sehen geben. Im morgendlichen Licht liegen sie dann friedlich neben der Straße, die Sonne schimmert im Wasser und die Reispflanzen geben grüne Farbtupfer dazu. Wunderschön!

Reisfelder

Während wir zu unserem nächsten Ziel fahren bleibt mir etwas Zeit die Insel zu beschreiben. Bali ist eine ungeheuer grüne Insel. Die Vegetation ist reichhaltig und logischerweise tropisch. Wir fahren durch Dschungel bestehend aus Bäumen mit großen wachsigen Blättern, Bananenstauden, hohen Gräsern und Kokospalmen und vorbei an Reisfeldern, aber auch Kaffee und Früchte wie Mangos, Guave und andere noch nie Gesehene werden hier angebaut. Zu dem Geruch der Zweitakter mischen sich ganz unterschiedliche Nuancen, süßlicher Kokosduft, wenn man an einem Verkaufstand für die Nüsse vorbei fährt, der deftige Geruch von auf Holzkohle gegrilltem Fleisch und Gemüse, Räucherstäbchen die munter aus den Schreinen am Wegesrand qualmen. Man riecht Holz, dass unter den Händen der Handwerker in kunstvolle Objekte geschnitzt wird, frisch gemähtes Gras aber auch das Meer, dessen tiefes Blau ab und an durch die gräulichen Stämme der Palmen durchschimmert. Die ganze Fahrt ist eine wahre Freude, und auch die Leute sind ungeheuer freundlich, alle lächeln und grüßen uns und bei Fragen nach dem Weg wird mit Händen und Füßen geholfen, wenn die Englischkenntnisse nicht ausreichen.

Wir haben mittlerweile die flache Region um Ubud und Sayan hinter uns gelassen, die Landschaft wird steiler. Erstaunlicherweise sind die Straßen immer noch in einem sehr guten Zustand, ein paar Schlaglöcher gibt es gewiss, und man muss mit den kleinen Reifen höllisch aufpassen da nicht reinzurasen, aber Schotterpisten wie wir sie aus Neuseeland kilometerlang kennen befahren wir hier zu meiner Überraschung nicht.

Dafür überrascht uns etwas anderes: die Polizei. Wir knattern nämlich mitten in eine diese berüchtigten Kontrollen, von denen wir gestern noch gelesen hatten, dass die Cops sich ganz gerne ausgemachten Unsinn einfallen lassen um Geld abknöpfen zu können. So auch in unserem Fall. Während bei mir ein freundlicher Beamter Fahrzeugpapiere und Führerschein überprüft hat Christoph weniger Glück und wird darauf hingewiesen, dass sein Licht nicht angeschaltet sei. Dafür sei eine Strafe fällig, die beim Gericht zu begleichen sei. Dass ich mein Licht auch nicht angeschaltet habe scheint ihm entweder gar nicht aufgefallen zu sein, oder egal. Zuerst versuchen wir es mit dummstellen und tun so, als würden wir nicht verstehen, was er von uns will. Das klappt aber nur mäßig, als er ein kleines Büchlein herauszieht, in dem ganz unterschiedliche Zahlen aufgelistet sind, und deutet auf die 100.000 Rupie. Wir als ausgebuffte Geschäftsmänner zücken also unser Portmonee und entleeren es im Rucksack so, dass der Beamte es nicht mitbekommt. Mit nun nur noch zwei 50.000-Scheinen sagen wir, dass das unser gesamtes Geld für den Tag ist, und wir beim besten Willen das Gericht leider nicht bezahlen können, aber da ließe sich doch sicher was machen? Wir schlagen einen Deal vor, er bekommt die Hälfte unseres gesamten Geldes (Hust Hust) und wir vergessen die ganze Sache ganz schnell wieder. Das freudige Glitzern in seinen Augen verrät die Antwort noch bevor er sie ausspricht und so brettern wir mit fünfminütiger Verspätung wieder von dannen.

Über die engen Serpentinen schrauben wir und immer weiter den Berg hoch und haben eine atemberaubend schöne Aussicht auf ein Bergdorf, den Dschungel und das Meer am Horizont. Es wird deutlich wärmer, aber dank des Fahrtwinds ist es immer noch angenehm so unterwegs zu sein.

Schließlich, völlig unverhofft sause ich nach einer Kurve über unser Ziel hinaus, ohne es so wirklich zu bemerken. Das Ziel ist nämlich ein Baum, der so groß ist, dass er mir vorkommt wie ein Tunnel, was er im Prinzip auch ist. Man kann nämlich durch den Stamm durch fahren, sogar LKW passen hier bequem durch. Wir machen unseren ersten Halt des kleinen Roadtrips und essen ein paar Kekse, die wir noch von einem Frühstück über hatten (als gesunde Ergänzung zum Toast).

Tunnelbaum

Dann geht’s auch schon weiter nach Norden, genauer nach Babunan, von wo aus wir eigentlich zu einem Tempel wollten, welcher sich allerdings doch als weiter weg herausstellt wie gedacht. Generell ist Bali doch gar nicht so klein wie es auf der Karte aussieht…

Deshalb halten wir uns gen Osten, nach Singaraja um dann der Straße nach Süden zu folgen. Auf den Höhenzügen schlägt das Wetter dann plötzlich um und wir fahren in so dichten Nebel wie wir ihn das letzte Mal hatten als wir die Mädels aus Auckland geschmuggelt haben. Kurz, die Sicht ist…kurz.

Deshalb sehen wir leider auch nicht die berühmten Reisterrassen von Angsri, aber Reis haben wir schon zur Genüge gesehen weshalb das nicht weiter tragisch ist. Dafür sehen wir etwas anderes: ein Verkehrsschild dass vor Affen warnt. Eine Kurve später sitzt dann auch ein solches Tier mitten auf der Straße, eine weitere Kurve und ein ganzer Parkplatz ist voll mit ihnen. Wir halten natürlich an und schießen ein paar Schnappschüsse, viele haben sogar noch kleine Babyäffchen, die sich am Bauch festklammern.

Äffchen

Eine Stunde später rollen wir dann wieder in Ubud ein, das Resümee des Tages wie Chris so treffend sagt: knapp 200 Kilometer gefahren, 9 Stunden unterwegs, 5 mal Sprit aus „Absolut Vodka“-Flaschen tanken, und einen Polizisten geschmiert! Ein durchaus produktiver Tag.

 

Und noch ein paar Bilder 😀

Unsere heutige Route

 

2 Gedanken zu „30. April 2017 – Ubud“

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