Dass wir in einer ganz anderen Welt gelandet sind haben wir ja schon gestern Abend festgestellt, doch nun gilt es, diese zu entdecken. Das trifft sich auch ganz gut, denn wir müssen etwas frühstücken und so machen wir uns auf, und verlassen unser Zimmer. Unsere Air BnB Unterkunft ist übrigens wunderbar, wir haben ein großes sauberes Zimmer, ein eigenes Bad mit Dusche und einen Pool im Innenhof des Hotels, was unsere Unterkunft eigentlich ist. Das klingt banal, aber nach Monaten im Auto wirklich schön, wir leben uns in Nullkommanichts ein.
Tja, wie soll man jetzt Bali beschreiben? Es ist im Gegensatz zum restlichen Indonesien, das überwiegend muslimisch ist, buddhistisch geprägt. Deshalb ist das erscheinungsbild der Straßen und Gassen von vielen Tempelchen und kleinen Schreinen geprägt, in denen Opfergaben für die Götter dargebracht werden. Diese Opfergaben sind kleine Schälchen, die aus Palmenblättern oder breiten Gräsern geflochten werden. In diesen schälchen befinden sich diverse Blumen, aber auch Zigaretten, Geld, eine teelöffelgroße Portion Reis und andere Sachen. Und selbstverständlich schmaucht ein Bündel Räucherstäbchen daneben vor sich hin, was einen sehr angenehmen Duft auf den Straßen verbreitet.
Die Straßen sind in einem guten Zustand, die Fußgängerwege, die außergewöhnlich hoch daneben verlaufen allerding eher weniger.
Zu Fuß ist allerdings eh kaum jemand unterwegs, der Roller dominiert eindeutig den -wie schon gesagt – links fließenden Verkehr. Der Fußgängerweg wird hauptsächlich dafür genutzt die kleinen Opferschälchen darauf zu platzieren, die mit einem kleinen Ritual vor jedem Essen den Göttern gewidmet wird. Wir als Fußgänger müssen höllisch aufpassen nicht in diese hineinzutreten, man will es sich ja mit keiner höheren Macht verscherzen…
Die Luft ist warm und schwül, aber es hängt kein unangenehmer Geruch darin wie er mir zum Beispiel in Teilen von Mumbai aufgefallen ist. Gut, die Stadt ist bedeutend größer als Denpasar, allerdings liegt auch hier Müll am Wegesrand, Plastiktüten, ausgetrunkene Kokosnussschalen und anderer Unrat. Dennoch findet man völlig unverhofft auch mitten im dicht bebauten Wohngebiet grüne Ecken, ein kleiner Bauernhof mit Kühen und Hühnern trotzt der restlichen Bebauung.
All diese eindrücke fasziniert aufnehmend gehen wir in den Indomarkt, ein Supermarkt der in all der Exotik doch etwas Vertrautes bietet. Allerdings kaum Brot, das scheint hier einfach nicht üblich, wahrscheinlich wird hier auch zum Frühstück Reis gegessen und die restlichen Touris essen wahrscheinlich in ihren Hotels. Uns ist das aber gerade recht, hier morgens über die Straßen zu laufen, nicht inmitten des verzerrten Touribalis, und das echte Asien kennen zu lernen. Trotzdem entscheiden wir uns im Supermarkt für eine Packung Toast, Müsli, Erbeermarmelade und einer Coke und lassen uns das ganze vor dem Laden an einem kleinen Tischen schmecken, während es schon immer wärmer wird. Der Himmel ist zwar bedeckt und es ist etwas schwül, dennoch gehen wir direkt von hier zum Strand, der etwas weiter weg ist. Dabei kommen wir an vielen kleinen Läden vorbei, die so ziemlich alles verkaufen, was man zum Leben braucht. Vor allem das köstlich riechende Essen macht uns schon gewaltige Vorfreude auf das Mittagessen. Bis dahin ist aber noch Zeit, weshalb wir unseren Weg über breite Straßen durch enge Gässchen vortsetzten, bis wir plötzlich das Meer sehen.
Der Strand hier ist nicht touristisch erschlossen, wir sind fast unmittelbar bei einem Fischmarkt herausgekommen, die Boote dümpeln im Wasser, eines liegt auf dem nassen goldenen Sand. Wir setzen unseren Weg am Ufer fort und kommen bald an einen saubereren Strand. Dieser ist so steil, dass die gebrochenen Wellen zurück zum Meer rollen, und dort mit den neu anbrandenden interferieren und ein sehr interessantes Scheuspiel bietet. Wir schauen eine Weile zu, im Sand sitzend und die Wärme genießend.
Dann meldet sich die Lust auf ein Essen, und wir gehen in ein typisch balinesisch aussehendes Restaurant und bestellen. Leider gibt’s nur Hamburger mit Pommes…dazu einen Eistee der unglaublich süß ist. Das schmeckt auch alles sehr lecker, wobei selbst der Hamburger scharf ist, aber es ist eben nicht typisches Essen.
Deshalb gehen wir keine fünf Minuten später in die nächste Garküche wo wir auch wirklich balinesiches Essen bekommen, und was für eins! Es gab würzige Nudeln mit Gemüse, Bohnen die mit Chilli angemacht wurden, ein frittiertes Ei in krosser und würziger Panade, Brokolli mit Reis und zwei Sachen, die wir nicht identifizieren konnten. Ein würfelförmiges gebilde mit der Konsistenz von Eierstich (es war wahrscheinlich auch sowas in die Richtung) und ein runder Brätling wie eine Frikadelle, nur aus Kartoffeln oder so.
Das Essen war herrlich und wir freuen uns schon, was wir hier noch alles entdecken werden. Dennoch gehen wir zurück ins Hotel und ich verbringe den kompletten restlichen Tag mit dem Nachholen des Blogs, es ist doch mehr passiert als ich dachte…
Ab und zu genehmigten wir uns eine Abkühlung in dem kleinen Pool im Innenhof, das Leben hier ist durchaus zu empfehlen.
Um drei Uhr klingelt der Wecker, wir sammeln unseren Kram zusammen und machen uns auf leisen Sohlen aus dem Staub, denn im Zimmer liegen noch drei weitere Personen. Der Check-Out geht schnell und problemlos über die Bühne und so stehen wir schon wenige Minuten nachdem wir aufgestanden waren in der kühlen Morgenluft der Millionenmetropole und wandern die Queen Street hinauf zur Bushaltestelle des Skybusses. Die Stadt ist angenehm ruhig, nur wenige Menschen sind noch unterwegs. Letzte Partygänger und Taxifahrer, die ebendiese einsammeln, die ersten Lieferanten. Unser Blick fällt ein letztes Mal auf den rot erleuchteten Skytower und die Hochhäuser um uns, dann kommt auch schon der Bus der uns zum Flughafen fährt. Dass wir das Land nun nach fast 5 Monaten verlassen ist uns immer noch nicht wirklich bewusst, aber die Vorfreude auf Bali ist gewaltig.
Diese Vorfreude wird allerdings kurzzeitig gedämpft als uns beim Check-in gesagt wird, dass wir so nicht fliegen können. Wie so? Naja, wir hatten nach guter alter Tradition keinen Rückflug gebucht, was wir dank Internet und Smartphone natürlich umgehend erledigen. Schwein gehabt, dass wir nicht vor 15 Jahren geflogen sind…
Mit unserem Boardingpass in der Hand gehen wir erst mal frühstücken, allerdings nicht so pompös und köstlich wie noch gestern Morgen, sondern bei Mecces. Danach ist es auch schon Zeit ins Flugzeug zu steigen, wir füllen das benötigte Formular zur Ausreise aus Neuseeland aus und begeben uns zur Maschine. Die Triebwerke fahren hoch und wir werfen einen kurzen Blick zurück auf das Land, dass wir nun wirklich lange bereist haben, bevor wir ihn vor uns auf die Bildschirme richten und uns die nächsten Stunden bedudeln lassen.
Um 9:10 Ortszeit landen wir angenehm in Sydney, begeben uns durch den etwas versteckten Eingang in den Transitbereich und haben nun 7 Stunden des Wartens vor uns. Aber auch die bekommen wir einigermaßen schnell dank viel Musik und dem schnellen freien WLAN des Airports rum. Zwischendurch haben wir noch nach einem Restaurant gesucht, um Mittag zu Essen, was aber durch verdammt hohe Preise und geringes Angebot nicht wirklich vergnüglich war. Schließlich viel unsere Wahl auf einen Wrap für jeden und eine Portion Pommes, die wir uns teilten.
Um kurz vor 5 ging es dann endlich weiter, und da wir fast am Fenster saßen hatten wir einen gigantischen Ausblick auf die Stadt im abendlichen Licht. Natürlich konnten wir auch die Harbour-Bridge und die berühmte Oper sehen, die von hier oben aber viel kleiner aussieht als erwartet.
Die nächsten sieben Stunden verbrachten wir dann ziemlich eingequetscht in einer kleineren Maschine mit Filmen, schlafen konnte man bei so wenig Platz nicht. Um halb zehn Ortszeit, was halb zwei in Neuseeland entspricht landen wir dann endlich in Denpasar auf Bali. Noch im Gateway fällt uns die angenehme Wärme auf die uns entgegenstrahlt und dass wir dafür viel zu warm angezogen sind.
Dass wir in einer völlig anderen Welt gelandet sind wird sofort klar, als wir aus dem Gebäude treten. Während wir in Auckland damals nicht den Hauch eines Kulturschocks erlebt haben trifft er uns hier wie ein Schlag. Mit unseren riesigen Backpacks sind wir wie Leuchttürme für jeglichen Taxifahrer im Umkreis von 400 Metern, und wirklich jeder rennt uns hinterher und will uns in sein Auto locken, teilweise mit echt penetranter Nerverei, die uns übermüdete Reisende doch ziemlich strapaziert.
Schließlich wissen wir uns nicht weiter zu helfen als zurück in den Airport zu gehen und unseren Air BnB Host zu fragen, ob er uns abholen könnte. Der ist allerdings nicht zu erreichen, und so beschließen wir ca 20 Minuten später noch einen Versuch zustarten, diesmal aber mit neuer Taktik. Wir wollen uns bis zum offiziellen Taxistand durchschlagen, denn die Leute die den gesamten Flughafen zustopfen und Touris abfangen sind alles, aber keine richtigen Taxifahrer. Mit der Ausrede wir werden von unserem Hotel abgeholt schmettern wir jeden Versuch der Leute ab, doch noch Geld aus uns zu ziehen, und tatsächlich, unser Plan geht auf.
Wir kommen so also doch noch zum Taxistand, nur steht da bis auf ein einziges blaues Gefährt niemand sonst. Dennoch verhandeln wir den Preis (100.000 Indonesische Rupie, was 7€ entspricht) und fahren los. Der Fahrer scheint wohl nicht wirklich eine Ahnung zu haben, wo er denn überhaupt hin muss, ein Navi oder Handy mit einer Karte (oder diese gar analog) besitzt er offenbar nicht. Deshalb fahren wir drei oder vier Mal links ran (auch hier herrscht Linksverkehr) und er erkundigt sich nach dem Weg.
Gegen Mitternacht erreichen wir dann endlich unser Air BnB, dass sich als richtiges Hotel herausstellt, wir bezahlen den Fahrer bar, denn Geld haben wir in weiser Voraussicht schon am Flughafen abgehoben. Völlig fertig schmeißen wir uns in das große Bett und schlafen ein wenig später ein. Willkommen auf Bali
Die Sonne scheint warm in unser Auto als wir ein letztes Mal in diesem aufwachen. Es verspricht ein herrlicher Tag zu werden, mal abgesehen davon dass wir uns heute von unserem langen Reisegefährten verabschieden müssen. Auf dem Weg zur Toilette fällt mir auf, dass der Countdown am anderen Ende der Straße wieder offen hat, weshalb ich uns ein schönes letztes Frühstück kaufen gehe.
Die Überraschung gelingt und so gibt es Orangensaft, Toast und frische Rosinen-Zimt Schnecken. Wir lassen es uns schmecken und genießen Sonne und Essen. Es wird sehr schnell halb 10, Zeit für uns zum vereinbarten Treffpunkt am Auckland Bowling Club zu fahren, der gegenüber des Marktes vom Samstag liegt, und auch gut von der Stadt zu Fuß zu erreichen ist.
Um 10 vor 10 treffen wir etwas nervös ein, werden sie auch wirklich da sein? Überlegen sie es sich nicht eventuell doch noch anders? Klappt die Ummeldung auch problemlos? Um 10 sehen wir dann zwei verdächtige Backpacks über die Brücke schaukeln, Eva und Peter kommen (übrigens Tschechen). Peter ist immer noch tierisch nervös, aber wir erledigen den Papierkram alle zusammen (die Formulare hatten wir am Samstag in einer völlig überfüllten Mall noch schnell geholt), damit auch ja keiner auf den Gedanken kommt das wer wen veräppeln würde. Das dauert wieder einige Zeit, nicht zuletzt auch weil Peter noch einen Online-Check macht, dass das Auto auch wirklich uns (bzw. Chris, auf den das Auto angemeldet ist) gehört. Beruhigt dass dem so ist setzten sich dann Chris und Peter in das Auto und fahren zu ebendieser Mall, um den Besitzer umzumelden.
Eva und ich bleiben zurück, und wollen warten. Aus heiterem Himmel fängt es allerdings an zu regnen, und so laufen wir schnell Richtung Stadt, da Eva eh einen Kaffe bei Starbucks holen wollte. Dahin kommen wir allerdings gar nicht, denn auf unserem Weg liegt eine kleine Kirche, in der gestern ein Konzert stattfand, und von dem sie mir erzählt hatte. Wir wollen nur einen kleinen Blick hineinwerfen, doch da kommt schon eine kleine Dame angedüst, die sich um die Kirche kümmert. Sie begrüßt uns mit einem breiten lächeln und die für Kiwis typische Herzlichkeit und läd uns zu einer kleinen Tour durch die Kirche ein. Das können wir natürlich nicht ausschlagen und so werden wir durch die Kirche geführt, die tatsächlich viel größer ist, als sie von außen scheint. Unter dem Schiff befinden sich drei Etagen, die liebevoll gestaltete Räum für Schulkinder und deren Hausaufgaben, aber auch Räume für Mutter-Kind-Betreuung und einen riesigen Partykeller für Jugendliche haben. Auch das Schiff selbst ist sehr schön eingerichtet, und herrlich bunte Glasfenster tauchen den Raum in schummriges Licht.
Die nette Dame, übrigens schon 86 Jahre alt führt uns zu einer kleinen Bar im Gebetsraum, denn längst wird diese Kirche nicht mehr nur für Gebete benutzt, sondern auch für Konzerte und andere Veranstaltungen. Weil ja noch fast Ostern ist schenkt sie uns reichlich Tee ein und gibt uns dazu ein typisches Ostergebäck – Cross Hot Buns – die für mich aber eher nach Weihnachten schmecken, weil sie mit Gewürzen gebacken sind, die man auch in Lebkuchen findet. Wir unterhalten uns prächtig mit der freundlichen Dame, bis mein Telefon bimmelt und Chris fragt, wo wir denn stecken?
So geht’s wieder zurück zum Bowling Club, wo wir nun unser Equipment auspacken müssen. Schwer beladen nehmen wir Abschied von Hugo, machen noch ein letztes Bild mit den neuen Besitzern und wünschen ihnen viel Glück für die kommende aufregende Reise, die vor ihnen liegt.
Tja, und unsere reise führt uns nun in die YHA, die Jugendherberge von Auckland, die Chris gestern Abend noch schnell mit dem Flug gebucht hatte. Weil unser Zimmer allerdings noch nicht bezugsfertig war parkten wir die Backpacks in einem Storage-Room und gingen von jeglicher Last befreit in die Stadt. Was ein herrliches Gefühl! Wir haben keine Verpflichtungen mehr, müssen uns um nichts mehr kümmern, und können die letzten Tage hier noch richtig genießen.
Wir schlendern über die Queensstreet und saugen die ganzen Eindrücke noch einmal richtig in uns auf, und freuen uns über den gelungenen Verkauf. Zu Mittag essen wir bei Carls Junior, einem Burgerladen, der uns von den andern Backpackern auf dem Carfair (zu Recht) empfohlen wurde. Den restlichen Nachmittag verbringen wir dann im Hostel, um uns von dem doch recht anstrengenden Wochenende zu erholen.
18.04 2017
Heute heißt es schon wieder ausziehen aus der YHA. Wir wollten gestern Abend unseren Aufenthalt hier eigentlich noch bis zum Abflug verlängern, das Hostel ist allerdings bis auf ein Einzelzimmer voll. Das hätten wir auch fast gebucht, da wir beide den angenehm günstigen Preis von 18$ verstanden haben. Allerdings stellt sich dann heraus, dass es mit einem Jugenherbergsausweis doch nicht solch eine Vergütung gibt, denn beim Blick auf die Rechnung zeigt sich, dass das Zimmer 80$ kostet. Also schnell storniert und ein anderes Hostel gebucht.
Zu dem waren wir dann um 10 Uhr unterwegs, dem Basehostel direkt auf der Queensstreet. Natürlich konnten wir hier nicht so früh einchecken, und so gingen wir wieder in die Stadt. Nach ein bisschen bummeln haben wir dann aber nun wirklich die ganze Straße gesehen, und so gehts ins Kino, wo wir die nächsten zwei Stunden den Film Baby Boss ansehen. Schon ist es Zeit fürs Mittagessen zu Carls, und dann können wir auch schon in unser Hostel einchecken. Wir sind in einem Sech-Bett-Zimmer untergebracht, dass aber vorerst leer bleibt. Wir liegen ein bisschen auf der faulen Haut, bis wir dann abends zu zweiten Mal an einem Tag ins Kino gehen, diesmal in „The Fate of Furious“. Wir gönnen uns an unseren letzten Tagen also noch einmal richtig etwas.
19.04. 2017
Der letzte ganze Tag in Neuseeland beginnt so, wie es sich gehört: mit einem richtig geilen Frühstück! Wir gehen zum „The Coffe Club“, einem kleinen Cafe um die Ecke und bestellen uns köstliche Pancakes mit Beerenkompott, Eis und Joghurt. Dazu gibt’s für Chris einen Eistee, während ich mit einen Kakao genehmige. Besser könnte ein Tag nicht starten!
Gut gestärkt können wir nun auch die letzte bürokratische Hürde nehmen, unsere Finanzen regeln. Wir gehen zur Kiwibank und plündern unsere Konten, überweisen alles nach Deutschland und wollen eigentlich dann auch unser Konto schließen. Da das aber auch per Email geht verschieben wir das auf einen unbestimmten Tag, und gehen in die Stadt, um letzte Souvenirs zu besorgen.
Dafür möchte ich auch zu einem Baumarkt, da allerdings keiner im Stadtzentrum ist gehen wir zum Bahnhof und fragen nach der schnellsten Verbindung zu einem solchen. Die Anfrage wird natürlich mit einiger Belustigung entgegen genommen, allerdings überaus freundlich und hilfsbereit beantwortet. Nach wenigen Minuten sitzen wir im Bus und fahren am Mount Eden vorbei in den westlichen Teil Aucklands.
Bevor wir allerdings in den Baumarkt gehen wollen wir etwas essen, wir haben ein riesen Loch im Bauch. Wir beschließen zu KFC zu gehen, was wir schon seit Silvester vor hatten, eigentlich gemeinsam mit den Mädchen, aber daraus wird heute dann doch nichts, die beiden sind gerade knapp 3000 Kilometer weg – ein bisschen weit um zum Mittagessen vorbeizukommen. Das hätte sich allerdings eh nicht gelohnt, das Essen ist furchtbar, und zumindest für mich wird es das erste und letzte mal bleiben…
Nach diesem Flop wollen wir aber nun wirklich zum Baumarkt, doch das Wetter macht uns einen kleinen Strich durch die Rechnung und wir müssen win bisschen Zeit in einer Bushaltestelle verbringen, weil es so stark regnet. Dafür können wir dann aber einen schönen Regenbogen betrachten, das ist doch auch was. Ein wenig später ist alles eingekauft, wir fahren mit dem Bus zurück und sind um kurz vor 6 wieder am Bahnhof. Uns fehlt noch eine Kleinigkeit, die wir dann auch fünf Minuten vor Ladenschluss gerade so bekommen.
Wir bringen unsere Einkäufe zurück ins Hostel, und wollen dann noch einen Kinofilm sehen. Leider sind wir einige Minuten zu spät für die nächsten Vorstellungen und so verzichten wir dann auf das abendliche Entertainment und gehen früh ins Bett, der Wecker wird uns morgen um 3 aus den Federn holen.
Wie vor 2 Wochen gesagt fing es an zu regnen, und das nicht zu knapp. Es sollte nur ein Vorbote des Zyklon „Cooks” werden, der uns unsere gesamte Zeit im Northland begleiten sollte. Glücklicherweise waren wir dort oben aber einigermaßen sicher, der Tropensturm hat uns nicht direkt getroffen. Dennoch waren die letzten Wochen so verregnet, dass wir beschlossen den Rest unserer Zeit in etwas sommerlicheren Gefilden zu verbringen. Aber eins nach dem anderen.
Relativ schnell wird uns klar, dass wir hier im Northland etwas mehr Geld ausgeben werden müssen, erstens, weil wir bei dem Wetter nicht nur im Auto sitzen wollen, sondern lieber eine warme Küche oder einen Gemeinschaftsraum, und zweitens, weil es hier zu den teuren Plätzen mit dieser Ausstattung gar keine Alternative gibt. Es fehlt einfach an gratis Schlafgelegenheiten, aber wie gesagt wollten wir diese bei dem „Wetter“ eh meiden, also alles bestens. Auf Campermate fanden wir dann DEN idealen Platz für uns, den „Riverside Holiday Park“. Der liegt im schönen beschaulichen Örtchen Mangawhai, direkt an einer geschützten Meeresbucht. Bevor wir allerdings dorthin fuhren ging es nochmal an den tollen Surferstrand, den es und ja gestern etwas verregnet hatte. Heute allerdings war das Wetter super schön, und wir fuhren an saftig grünen Auenlandhügeln zum weißen Sandstrand, wo wir unsere kaputten Campingstühle aufklappten und ins Wasser rannten.
Das war angenehm warm, und die Wellen waren gigantisch. Ist ja nicht umsonst ein Surferstrand… Denen schauten wir von unseren Plätzen am Strand gerne zu, bis uns doch etwas kühl wurde. Und Hunger hatten wir auch.
Also nach Mangawhai, wo es einen kleinen „Foursquare“ gibt, einen dieser kleinen Dorfsupermärkte. Daneben gabs allerdings eine Imbiss-Bude, wo wir uns je eine Pastete gönnten, die ziemlich gut waren. Für Chris gabs Mincefüllung (also Hackfleisch), während ich mir eine Steak-Pepper Pastete genehmigte. Gut gesättigt gings auf den Riversite Platz, wo wir überaus freundlich begrüßt wurden.
Wir parkten unser Auto direkt am Meer und hatten eine tolle Sicht über die Bucht auf die Stadt die uns gegenüber lag. Davon hatten wir wegen des einsetztenden Regens allerdings wenig, was aber absolut nicht schlimm war, denn wir befanden uns zufällig auf dem allercoolsten Platz Neuseelands! Es gab nicht nur eine große Küche, nein sogar einen Fernsehraum UND einen Raum mit Billardtisch, Tischkicker, Airhockey und Dartscheibe! Das Allerbeste allerdings war unlimitiertes schnelles Wlan for free. Und das wurde ausgiebig den restlichen Tag genutzt und auch bis spät in den Abend. Natürlich wurde bei dieser Gelegenheit auch mit der Heimat gefacetimed.
07.04 2017
Heute ging es nach Whangarei (da der Ortsname Maori ist wird es Fangerai ausgesprochen) weil wir ganz ganz dringend frische Lebensmittel brauchten, die waren nämlich restlos aufgebraucht. Praktischerweise lag die Stadt, die der Verwaltungssitz der Region Northland angenehm groß ist direkt auf unserem Weg, weshalb wir uns bei Pak n’ Save kräftig mit Nudeln, Reis, Pesto und Fertigsoßen eindecken konnten. Zugegeben, wir ernähren uns erheblich weniger kreativ und ausgewogen wie zu Beginn der Reise, aber Hauptsache man ist danach satt. Die Stadt selbst kam mir zumindest etwas grau in grau vor, wobei entschuldigend ergänzt werden muss, dass daran sicher auch die dicken Wolken einen erheblichen Beitrag geleistet haben. Wir schlenderten wie immer etwas durch die Einkaufsstraße, schauten uns besonders ausgiebig im Bücherladen um, der gerade dabei war seine patriotischen Bücher auszustellen. Am 25.04 wird in Neuseeland nämlich der ANZAC-Day gefeiert, der Tag an dem 1915 die ersten Truppen aus Australien, Neuseeland und Tonga in den Ersten Weltkrieg geschickt wurden. Gut, alles weitere könnt ihr ja selbst googlen, wenns euch interessiert, nur so viel, wirklich alle nehmen das total ernst, jede Stadt hisst Flaggen mit „We will never foreget“ oder „They felt for us“ und die typische Mohnblume ist überall zu sehen. Ein Bücherladen in Auckland hat das ganze auf die Spitze getrieben und ein fettes MG und leere Granatenhülsen in die Schaufenster gestellt, neben Büchern wie „Our Heroes“ und ähnlichem. Völlig andere Art mit dem Krieg umzugehen, und für mich fühlt ich das alles total falsch an.
Nachdem wir dann alle Lebensmittel eingekauft hatten gabs zum Mittagessen eine Pizza von Dominos, denn weiter nördlich gibt es keine Pizzabäcker mehr, da muss man ja fast… Gut gestärkt konnten wir unseren Weg nach Whananaki fortsetzen, wo wir wieder an einem schönen Campingplatz am Meer übernachteten. Wieder konnten wir das leider nicht genießen, Zyklon Cooks sei dank. Dafür saßen wir dann in der schnuckligen kleinen Küche und genossen unsere Pasta con Pesto.
08.04. 2017 – Hihi Beach
Heute lag ein kulturelles Highlight auf unserem Weg, ein architektonisches Meisterwerk das Seinesgleichen sucht, von dem großartigen Künstler Hundertwasser. Aber kein normales langweiliges Hunderwasser-Haus, nein, viiiel besser! Es ist…
…Ein Klo… Nein, ihr habt euch nicht verlesen, der Ort Kawakawa rühmt sich damit eine von Hundertwasser designte öffentliche Toilette zu haben, die manch einen Touristen zum verweilen in das ansonsten stille Örtchen (Achtung Wortspiel) lockt.
Ansonsten sind hier wie in jeder neuseeländischen Kleinstadt viele Imbissbuden, um die wir allerdings mal einen Bogen gemacht haben, und Souvenirshops. Allerdings fährt in der Stadt auch eine Dampflock, was in Neuseeland ziemlich selten ist, allein weil es kaum Schienennetz gibt.
Kurz getankt und schon rollte Hugo weiter nach Norden, genauer Mangonui. Das war nicht unser eigentliches Ziel, aber mittlerweile hatte uns der Hunger gepackt, weshalb wir etwas über unser Ziel hinausschossen und im nächsten Ort in ein Fischrestaurant besuchten (auf dem Weg haben wir allerdings noch irgendwo bei einem Inder gehalten und eine Samosa (mit Kartoffeln und Erbsen gefüllte frittierte Teigtasche) mitgenommen. So gab es für uns beide köstlichen Hoki mit dicken Pommes und hausgemachter Mayonnaise, die wir uns bei einer tollen Sicht übers Meer und die Fischerboote sichtlich genossen. Am Hafen angelten die Einheimischen, die Möwen kreischten und gutes Essen vor einem, was will man mehr?
Ganz einfach, einen guten Campingplatz, und auch das sollten wir heute bekommen. Der Hihi Beach Holiday, hihi, der heißt wirklich so :D. Der liegt in der Doubtless Bay an einem Hang, in den terrassenförmig die Parkbuchten für die Autos geschnitten sind. Alles ist wunderschön von Büschen und Blumen eingerahmt und die kleinen Hütten, die man auch mieten könnte, lassen den ganzen Platz wie ein eigenes Dorf wirken. Wir suchen uns natürlich die höchste Terrasse aus um morgen eine tolle Sicht über das Meer und auf den Sonnenaufgang zu haben.
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Dann ging es an den schönen Sandstrand, ein bisschen die Füße ins Wasser halten (so viel Zeit muss sein). Den restlichen Abend verkrümelten wir aber wegen des Regens (und auch wegen des Stroms und des Fernsehers) in die Küche, wo wir uns heute Nudeln mit Carbonara kochten. Diese konnten wir glückicherweise mit vielen vom Campingplatz gestellten frischen Kräutern aufpeppen, sonst wären es nämlich Nudeln mit Mayo gewesen 😀
09.04.2017 – Waiharara
Den tollen Sonnenaufgang haben wir wieder erwarten nicht verschlafen, obwohl wir gestern so lange wach geblieben sind. Fotos gibt’s allerdings trotzdem keine, denn das Auto war von immen wie immer total beschlagen. Diese dauernde Feuchtigkeit im Auto, die das Wetter noch verschlimmert wird uns nun langsam zum Verhängnis, über der Fahrertür entdecken wir Schimmel. Dort dringt wohl durch eine undichte Stelle Wasser ein, total beschissen für uns, erst recht so kurz vor unserer eh schon verfrühten Abreise, die wir nun um so mehr vorhaben. Aber was solls, mit dem Problem können wir uns auch später noch beschäftigen, jetzt geht’s erst einmal an den Ninety Mile Beach, ganz im Norden Neuseelands, genauer, ganz im Nordwesten. Der Name ist etwas irreführend – tatsächlich ist er nur 88 Kilometer (55 Meilen) lang, das tut der Schönheit dieses Ortes aber keinen Abbruch. Unser Campingplatz, „Utea Park“ den wir schon gegen Mittag erreichen liegt direkt hinter den gewaltigen Sanddünen, durch die ein kleiner Pfad direkt zum Meer führt. Da sind wir natürlich direkt hin gestiefelt, und was mittlerweile fast schon Standard ist, ist dass das Wasser weg ist – Ebbe.
So verteilen sich aber immerhin die Strandbesucher bei dem wolkenverhangenen Tag auf dem in Wahrheit recht kurzen Strand noch besser. Die Kiwis buddeln nach Muscheln, wir buddeln einfach aus Spaß in dem schweren nassen Sand, und genießen den Tag. Abends verzichten wir tatsächlich mal auf Kochen, und essen lieber ein paar Toast, während wir uns mit einem Kiwi und einem Kanadier unterhalten. Ersterer kann kaum glauben, dass wir hier nie was geangelt haben, dass wir es allerdings kaum versucht haben verschweigen wir schmunzelnd. In Gedanken beim baldigen Abflug und in der Sonne sitzend versuchen wir ihm noch unsere Angel anzudrehen, die er leider dankend ablehnt. Andererseits auch kein wunder, wenn man davon 10 Stück zu Hause hat. Als die Toasts dann aufgemümmelt waren ging es zurück ins Auto, das fröhlich vor sich hingammelnd auf uns wartet.
10.04. 2017 – Cape Reinga und Whangaroa
Gutes Wetter, endlich. So wie wir uns das vorgestellt hatten, denn heute wollten wir zum Cape fahren, dem nördlichsten Punkt Neuseelands. Allein die Fahrt dahin war schon super, die Landschaft ist atemberaubend schön. Man fährt über die grünen Grashügel vorbei an Hügeln aus burgunderfarbener und rostroter Erde, die man an den Stellen sehen kann wo Wind und Wasser den Untergrund weggewaschen haben, und nur noch ein rutschiger Hang übrig bleibt.
Das raue Wetter stellt ganz besonders strenge Anforderungen an die Fauna, weshalb man, je nördlicher man sich befindet, immer mehr Buschwerk, Gräser und Farne aber weniger Bäume und Weide sieht. Allein die Fahrt dahin hat mir schon sehr viel Spaß gemacht, auch, weil die Sonne mir uns um die Wette strahlte. Schließlich kamen wir nach gut einer Stunde auf dem großen Parkplatz an, der aber nur sehr wenig belegte Plätze hatte. Man merkt mittlerweile richtig, dass es Winter wird, denn immer weniger Leute tummeln sich an den Attraktionen, zu denen das Cape Reinga zweifellos gehört. Ein breiter asphaltierter Weg windet sich die letzten Meter über die Hügel zum Cape, an dessen Spitze ein kleiner weißer Leuchtturm tapfer dem Wind trotzt. Davor steht ein Pfahl auf dem diverse gelbe Schilder in jegliche Richtung zeigen, beispielsweise Bluff (dem südlichsten Ort Neuseelands und 1452 km weg), London, Los Angeles, Sydney und und und. Außerdem treffen sich an diesem Ort die Tasmanische See (im Westen) und der Pazifik (logischerweise dann im Osten) direkt vor dem Leuchtturm, was schäumende Wellen mitten im Meer erzeugt. Für die Maori stellt das ganze Areal ihr wichtigste Heiligtum dar und viele Schilder weisen auf den bedeutungsschweren Ort hin. Laut Legende reist nämlich jede tote Seele zum Cape um dort über die Wurzeln des 800 Jahre alten Pohutukawa-Baum, der ganz einsam auf dem blanken Fels wächst, in die Unterwelt zu wandern. Der Baum stellt die letzte Station der Seele in der Welt der Lebenden dar, die nun auf dem „Geisterweg“ zu Ihrem Heimatland Hawaiki unterwegs sind.
Bevor sie dort allerdings ankommen schauen sie auf den Drei-Königs Inseln ein letztes mal zurück auf das Festland. Die Inseln heißen übrigens so, weil Abel Tasman diese am 6. Jannuar 1643 entdeckt hatte und sind heute schwach am Horizont in 8 Kilometer Entfernung zu erahnen.
Wichtig sind auch die heute ausgetrockneten Te Waiora-a-Tāne Quellen, was soviel bedeutet wie „das lebende Wasser Tane“, deren Wasser in Beerdigungsritualen in ganz Neuseeland genutzt wurde.
Das zum Thema Völkerkunde für heute, weiter geht’s mit Sport. Ganz in der Nähe, in der Mitte des Ninety Miles Beach wird nämlich Sandboarding angeboten, von dem wir auf unseren Reisen schon viel gehört hatten (eine Arbeitskolegin hatte sich hier zum beispiel in ihrer ersten Woche das Schlüsselbein gebrochen). Das musste natürlich ausprobiert werden!
Für 15 Dollar mieteten wir uns ein Board bei einer netten Dame im Bauwagen (man fühlt sich zu recht an Peter Lustig erinnert) und stapften die gewaltigen Sanddünen hinauf. Gewaltig ist in diesem Fall keineswegs übertrieben! Man fühlte sich als wäre man bei einem Kurzurlaub in der Sahara, nur wars nicht so heiß. Oben angelangt trafen wir auf eine Dreiergruppe deutscher Mädchen, die sich nicht so richtig den steilen Hang hinunter trauen wollten. Was eine Chance sich zu profilieren…
Mutig rutsche ich den Hang hinunter, doch plötzlich dreht sich das Brett um hundertachtzig Grad, ich schlittere rückwärts weiter, bis das nun hoffnungslos schlingernde Brett mich schließlich abwirft und ich mich wie ein Stockcar überschlagend die Düne nach unten sause. Super! Das hat Spaß gemacht!
Natürlich hat dieser etwas peinliche Auftritt die Mädels noch mehr davon überzeugt, es mir gleich zu tun. Ich grinse mit einem halben Kubikmeter Sand im Gesicht wie der Sandmann als sie sich schließlich doch trauen.
Wir rutschen dann noch eine Weile weiter, bis wir den Dreh raus haben und gerade hinunter kommen, während die Gruppe schon nach dem ersten mal keine Lust mehr hat. Schließlich sind wir von der anstrengenden Kletterei auf die Dünen aber so fix und fertig, dass wir uns nur noch in dem kleinen Bach provisorisch säubern und uns dann auf den Weg zum Campingplatz machen.
Dabei fahren wir durch ein Örtchen namens Awanui, in dem ein Laden steht der Möbel und andere Gebrauchsgegenstände wie Schneidebretter aus Kauriholz verkauft. Der Kauri ist ein gigantisch großer unter Naturschutz stehender Baum soweit ich weiß, zumindest wurde dieser dort verkauft. Das besondere an diesem Laden ist dessen Wendeltreppe in den ersten Stock. Diese besteht nämlich aus einem kompletten Baum, in den man die Stufen geschnitten hat!
Etwas später kamen wir dann auf unserem Platz in Whangaroa an, wieder direkt am Meer, wieder am Strand und wieder mit toller Aussicht.
11.04 – 14.04 2017 – Mangawha
Die folgenden drei Tage verkrochen wir uns auf den Riversite Holiday Park, und verstießen damit gegen den ursprünglichen Plan, an der Westküste des Nothlands wieder nach unten zu fahren. Da aber die Heimatschutzbehörde (oder wie man das auch übersetzten mag) ausdrücklich vor dem Eintreffen des Zyklons „Cooks“ (der davor hieß anders, Fehlinfo) in dieser Zeitspanne gewarnt hatte, wollten wir wenigstens auf einen guten Campingplatz. Dass es unlimitiertes Internet gibt ist da doch ein positiver Nebeneffekt. Nachteilig ist daran allerdings, dass man die kompletten drei Tage im Internet hängt, und nichts zu Potte bekommt. Bei dem Sauwetter wäre das allerdings eh unmöglich.
So amüsiert man sich fleißig, bis nach drei Tagen das Wetter endlich wieder schön wird. Gerade rechtzeitig, dann langsam wurde es so langweilig, dass man sogar beginnt Pipi Langstrumpf auf holländisch zu schauen (sehr zu empfehlen, wird umso lustiger).
Nun gilt es sich dem Schimmelproblem anzunehmen, denn dieses Wochenende wollen wir Hugo zum Verkauf anbieten. Ihn ins Internet zu stellen, und schon einmal im Voraus ein paar Angebote einzuholen, dafür sind wir schlichtweg zu faul. Wir werden sehen, was dabei herauskommt und verlassen uns mal wieder auf unser Glück. Da es nun endlich trocken ist gehen wir den Flecken in unserem Auto mit Teppichreiniger, den wir zuvor auf dem Weg nach Süden in Whangarei gekauft hatten, an den Kragen.
Die Ergebnisse sind mehr als zufriedenstellend, und so fahren wir am Donnerstag den 14.04 wieder nach Auckland, genauer zum Campingplatz „Myrphys Law“ wo wir ja schon vor zwei Wochen mit den Mädchen waren. Allerdings ist Gründonnerstag, die Kneipe und damit auch der Campingplatz haben geschlossen…
Tja, was machen wir jetzt? Morgen ist der Carfair in Auckland, da müssen wir hin! Egal, kühlen Kopf bewahren und erst einmal das Auto bei der Tankstelle säubern, wie wir das auch geplant hatten. Glücklicherweise hat der Supermarkt neben dem Pub ein großes Vordach, unter dem wir unser Auto entladen können, denn es beginnt wieder zu regnen, wenn auch nicht all zu kräftig. Die nächsten Stunden verbringen wir damit, unsere Habseligkeiten aus dem Auto auf den Bürgersteig zu verfrachten, zu sortieren und wegzuwerfen, was nicht mehr benötigt wird. Und da sammelt sich ein ganzer Haufen an, und die Passanten schauen interessiert zu, was die beiden Jungs da für ein Chaos veranstalten. Schließlich ist das ganze Auto ausgeschlachtet, und ich fahre zu der Tankstelle, die ein paar Meter weiter liegt, während Christoph auf unseren Hausrat aufpasst. Es braucht zwei Durchgänge mit dem Staubsauger, bis das Ergebnis zufriedenstellend ist, das Auto ist sauberer als wir es je gesehen haben!
Nun kommt der viel nervigere Teil: Ordnung schaffen. Aber auch das gelingt uns zu unserer vollsten Zufriedenheit und Hugo ist so aufgenonnert, dass er einfach gekauft werden muss!
Gut jetzt müssen wir nur noch das Problemchen mit der Übernachtung regeln… Die nächste Option ist uns schon bekannt, und wir finden sie sogar richtig klasse, weil sie unseren Kreis in Neuseeland schließen wird. Wir machen uns auf den Weg und kommen ein wenig später beim Te Kauwhata Rugby Football Club an. Das ist der Campingplatz, auf dem wir unsere aller erste Nacht im Auto verbracht haben, dem Ort an dem alles begann. Was für ein schöner Moment, uns vor unserem geistigen Auge hier aufgeregt sitzen zu sehen, ohne zu wissen was uns in den kommenden Monaten erwarten wird. Natürlich stellen wir uns auch auf die exakt gleiche Position wie vor viereinhalb Monaten und schlafen glücklich ein, in Gedanken schon bei den nächsten Abenteuern.
15.04. 2017 – Auckland
Um 5:45 Uhr ist Schluss mit schlafen, wir müssen auf den Automarkt! Und da der 70 Kilometer weiter weg liegt, müssen wir etwas früher raus als sonst. Die Stimmung ist gut, auch wenn es sich etwas seltsam anfühlt, dass Auto möglicherweise schon in ein paar Stunden nicht mehr zu haben. Damit das so kommt veranschlagen wir den Preis von 2.900$ und hoffen das Beste.
Das unser Auto wohl doch ganz gut zu verkaufen ist bemerken wir extrem schnell. Da wir sehr früh da sind, und der Markt noch nicht einmal geöffnet hat gibt es nur ein anderes Auto auf dem kleinen Parkplatz, auf dem auch die beiden Mädchen damals ihr glück versucht hatten. In diesem einen Auto saß praktischerweise ein Händler, der uns umgehend 2000$ bot, und uns somit von den 30$ Gebühr erlösen wollte, die sonst an den Markt hätten abgetreten werden müssen. Tatsächlich zögern wir, 1000$ für jeden war unsere Schmerzgrenze, die wir während der fahrt festgelegt hatten, das Auto wäre weg und wir hätten keine Sorgen mehr…
Was uns allerdings stutzig macht ist der unfassbar kurze Zeitraum, in dem dieses Angebot kam, denn bei den Mädchen hatte sich auf diesem Markt damals kein einziger für das Auto interessiert. Kann es sein das unser Auto doch besser zu verkaufen sein soll wie erwartet?
Deshalb schlagen wir das Angebot vorerst aus, in der Hoffnung keinen Fehler begangen zu haben. Dass dem nicht so ist wird uns schnell klar. Wirklich jeder dieser schmierigen Händler will unser Auto haben. Insgesamt 8 Personen interessieren sich dafür, und wollen bis zu 2.200$ zahlen. Das ist uns mittlerweile aber nicht genug, wir bleiben stur und versuchen mehr herauszubekommen.
So vergehen die Stunden und wir beginnen uns mit unserer Konkurrenz, den neben uns Parkenden anzufreunden. Als Konkurrenz wird diese aber nicht betrachtet, viele müssen ihren Wagen an diesem Wochenende verkaufen, da ihr Rückflug teilweise schon in zwei Tagen geht. Wir nehmen den Verkauf sehr lässig, wenn es dieses Wochenende nichts wird, dann eben nächstes. Denn das wir unser Auto jetzt nicht mehr für 2000$ hergeben, dafür hat das immense Interesse der Händler zweifellos gesorgt.
Der Vorteil sich mit anderen Backpackern zu unterhalten sollte niemals unterschätzt werden, denn diese haben meistens extrem gute Geheimtipps. So auch heute, unser Nachbar Alex, der auch einen Estima verkaufen will, zeigt uns wo er in Auckland legal wildcampt. Das ist super, denn es erspart uns frühes Aufstehen und die Rumgurkerei am morgen, denn mittlerweile ist klar: wir verkaufen Hugo morgen nicht für unter 3000$!
Der Wildcampingplatz ist super, denn er ist ein Parkplatz vor einer Bücherei, das heißt natürlich Internet 4 free. Noch besser allerdings ist, dass in der Bücherei auch heiße Duschen sind. Kaum zu glauben, aber so konnten wir gratis schlafen und duschen und on the Top noch Internet. Dafür zahlt man sonst ein Vermögen…
Guter Dinge geht es dann ein hoffentlich letztes Mal ins Auto um zu schlafen.
16.04 2017 – Auckland
Heute konnten wir dank der guten Lage unseres Schlafplatzes wesentlich länger schlafen. So standen wir um viertel vor 8 am Hauptportal des Marktes in Ellerslie, wo wir damals auch Hugo gekauft hatten, bezahlten die Gebühr und bekamen einen guten Platz am oberen Ende des Parkplatzes. Die Händler von gestern, die natürlich auch heute wieder auf Beutezug sind, schauen ganz schön doof aus der Wäsche. Was steht da auf dem Papier? 3500$!
Ganz genau. Im Gegensatz zu allen anderen Verkäufern sind wir nicht 600$ runter, sondern 600$ rauf mit dem Preis. Die dummen Gesichter waren herrlich.
Leider lagen wir nun allerdings außerhalb des Intessenspektrums der Händler, kaum einer wollte nun noch etwas von unserem Hugo. Die Stunden vergingen, und der Optimismus vom Vortag verflog langsam. Innerlich hatten wir uns schon damit abgefunden, noch eine weitere Woche in Neuseeland zu bleiben. Es war nun 1Uhr und damit war der Markt schon seit einer Stunde zu, als doch noch zwei Backpacker auftauchten, ein Paar dass sich den Wagen vor zwei Stunden schon angesehen hatte. Nun waren sie zurück und Peter unterzog dem Wagen einer gründlichen fast einstündigen Prüfung, während sich Eva mit uns unterhielt, Tipps für ihre Reise bekam und sich dafür entschuldigte, dass das so lange dauerte. Dafür hatte wir natürlich vollstes Verständnis, mussten allerdings doch insgeheim sehr über die Prüfung lachen.
Den Vogel schoss Peter mit der Frage ab, was denn da aus dem Auspuff käme?
Kurzum, der Typ hatte keine Ahnung! (Die Flüssigkeit ist übrigens Kondenswasser…)
Das war aber nicht unbedingt ein Problem für uns, denn den vor anderthalb Wochen zugezogenen Steinschlag hat er nämlich trotz langer Prüfung nicht entdeckt. War waren mal so frei ihn nicht darauf hinzuweisen… Nach einer furchterregenden Testfahrt auf dem abgesperrten Parkplatz, wo Notbremsungen und Kurvenfahrt von Peter getestet wurden und einer Fahrt auf dem Highway um zu testen wie die Beschleunigung ist (und bei der er zu meiner Erleichterung mich hat fahren lassen) war uns klar, das Auto kommt doch noch weg.
Und so ist es auch, um 2:30 Uhr wird Hugo für 3.300$ verkauft, den kleinen Abzug gibts für die Hinterräder, die komplett abgefahren sind. Jetzt gibt es nur noch eine Hürde, und zwar die Ummeldung auf die neuen Besitzer. Das ist normalerweise gar kein Problem, man füllt ein winziges Formular aus, gibt dieses beim Postshop ab und fertig. Heute allerdings nicht, denn es ist Ostersonntag, selbst im sonst so kundenfreundlichen Neuseeland, an dem alles Sonntags offen hat ist an Ostern ausnahmsweise mal alles zu.
Das ist aber nicht weiter tragisch, machen wir den Papierkram eben morgen. Wir fahren sehr glücklich zurück zur Libray und buchen schon mal unseren Flug nach Bali für Donnerstag.
Wir haben Glück! Nach einer sehr nassen Nacht neben einer Straße (der Campingplatz ist der Parkplatz eines Fußball- und Rugbyvereins), die leider nicht nur wegen des Regens laut ist, sondern auch wegen einigen Einwohnern, denen das wohl gar nicht so recht ist dass hier Leute Campen (immer mal wieder hupt sich jemand beim Vorbeifahren die Seele aus dem Leib), ist es endlich trocken, die Sonne kommt heraus und strahlt was das Zeug hält. Das macht uns natürlich auch sehr happy, und wir frühstücken in aller Gemütlichkeit unser Nutino-Toast und Haferflocken, die wir mit Bananen und Kakaopulver geschmacklich pimpen.
Leider macht uns da der Wettergott zum was-weis-ich-wievielten Tag einen Strich durch die Rechnung, kaum ist das Frühstück vorbei kommt mal wieder ein Sturzbach vom Himmel.
Trotz des absolut üblen Wetters fahren wir zum nächsten Strand, denn der soll echt sehenswert sein. Und das ist er auch, besonders der eine einsame Surfer, der das aufgebrauste Meer nutzt, und scheinbar einen Heidenspaß hat. Wir verschanzen uns lieber vorm Klohäuschen uns schauen aus dem Trockenen zu – mit Badetag wird das heute allerdings beim besten Willen nix mehr, weshalb wir weiterfahren.
Unser Ziel ist ein Hostel, in dessen Hinterhof man auch mit seinem Auto übernachten darf. Als wir ankommen ist allerdings alles zu, und keine Menschenseele zu sehen. Wir drehen um und rollen schon um 11 Uhr morgens auf dem Ruakaka Beach Holiday Park, direkt am Meer mit wundervollem Strand. Der nützte uns aber herzlich wenig, den ganzen Tag verbrachten wir wegen des heftigen Regens in der Küche. Das nervigste daran ist allerdings, dass, obwohl der Platz echt teuer ist, das Kochfeld und Strom erst mit Coins zum laufen gebracht werden können. Was eine Frechheit.
Die Zeit wird genutzt, ich schreibe fast 3 1/2 Stunden alles auf, was die letzten Tage so passiert ist, während Chris alle Apps ausprobiert, die sein Handy hergeben. Ganz nebenbei halten wir auch Korrespondenz zu den Mädchen, die auf dem Weg nach Australien sind.
Gegen 5 – endlich Feuerpause. Endlich können wir an den Strand, der wirklich super ist. Wir spazieren ein bisschen hin und her, ich baue die obligatorische Sandburg, für die man nie zu alt wird. Auch nicht mit fast 20, anderes Thema.
Zumindest haben wir dann doch unseren schönen Strandtag bekommen, auch wenn wir im Meer nicht schwimmen waren.
Als es dann Abendessenszeit wird will ich noch schnell ein Foto vom wunderschön Sonnenuntergang machen. Dabei werde ich allerdings so von einem britischen Mittvierzigerehepaar in ein Gespräch verwickelt, dass dabei kein Foto zustande kommt, und Chris das Essen schon fertig hat, als ich dann auch endlich an den Platz komme.
Pünktlich nach dem Essen fängt es wieder an zu regnen, Zeit ins Bett zu gehen.
02.04 2017
Obwohl wir in dem Video schon darauf eingegangen sind muss doch noch einmal kurz die Geschichte des Automarktes erzählt werden, denn ohne diesen wären wir wohl vorerst nicht hier, in Helensville.
Da der Verkauf am Samstag, den 02.04., nicht sonderlich erfolgreich war, beschlossen wir nach diesem und einem Bummel durch das uns schon bekannte Auckland unser Glück morgen noch einmal zu versuchen. Genau das wird dann auch getan.
Eine Stunde später als gestern, was an der Uhrumstellung liegt, die hier erst heute Nacht stattfand,stehen wir auf, es ist schon hell. Fix werden alle Habseligkeiten der Mädchen in unserem Auto verstaut, Backpackes, Zelt, Isomatte, etc, und dann geht’s nach Auckland, zum Carfair. Genauer nach Ellerslie, und zu genau dem, auf dem wir Hugo damals auch gekauft haben.
Verkäufer sollen sich um acht Uhr einfinden, die ersten Interessenten trudeln um neun ein. Wir treffen auch einige Verkäufer von gestern wieder, wie zum Beispiel Inke, die wir schon in Tauranga auf dem Platz getroffen haben. Naja, nicht so richtig getroffen, mehr gesehen, aber sie hat sich an uns erinnert, eventuell auch deshalb, weil ich damals in Ermangelung von noch sauberer Wäsche (die nämlich gerade komplett in der Waschmaschine war) nur in Unterhose über den Platz gedüst bin. Und das kann man getrost wörtlich nehmen, ich hatte mal meinen sportlichen Tag…
Zumindest hatten wir so jemanden, mit dem man sich auch unterhalten konnte, während man Stunde um Stunde wartete, bis endlich mal jemand die Queen oder ein anderes Auto der immer größer werdenden Gruppe zu begutachten. Manch einer war völlig zu recht nervös, die Karre musste heute einfach weg, da der Flug übermorgen gehen würde.
Tatsächlich war es dann kurz vor 12, besser kann man dieses Sprichwort gar nicht wörtlich nehmen, als dann eine vierköpfige Gruppe Jungs auf das grüne Gefährt der Mädchen zusteuerte. Dabei stellte sich heraus sich heraus, dass die zwei Jungs, die zur Beratung mit von der Partie waren, deutsche sind, was nicht gerade unpraktisch war. Glücklicherweise meinte der sympathische Typ es gut mit uns, und nach einem kurzen Check des Wagens empfahl er dem Franzosen Pier, der sich ein (für in wohl viel zu) kleines Vehikel kaufen wollte, sich die Queen auszusuchen. Pier war so aufgeregt und stolz ein Auto gefunden zu haben, dass er sofort den von den Mädchen vorgefertigten Vertrag ausfüllen und unterschreiben wollte. Die Beiden schauten recht perplex drein und konnten es (wie wir Jungs) auch gar nicht fassen, dass das Auto jetzt weg sein sollte. Da kam allerdings Pier zurück, und meinte, es sei wohl doch gar nicht soo ne schlechte Idee, auch mal ne Probefahrt zu machen, ob dass den OK sei?
Dagegen war natürlich nichts einzuwenden, Eva setzte sich auf den Beifahrersitz, und Pier gab Gas. Das war wohl auch das einzige was er an dem Auto testen wollte, die Beschleunigung, und so kamen sie schon wenige Minuten später wieder auf dem Parkplatz getuckert – verkauft!
Händlerinnen und Verkäufer einigten sich auf eine Übergabe um 15 Uhr des selben Tages, wir und die Zeit bis dahin verbrachten wir mit den letzen Ausräumungen und einkaufen für diesen Abend. Wohlgemerkt nur diesen Abend, denn wer weis, wie lange man noch zusammen ist?
Danach haben sich Chris und Ich noch ein kleines “Bro-Meal” bei Mecces reingepfiffen, und dann sind wir ein letztes Mal in Kolonne zum Hostel von Pier gefahren, was übrigens echt schön ist – zumindest von außen. Der hatte allerdings noch kein Bargeld, weshalb er kurzerhand Indie Queen verladen wurde, und von Eva zur nächsten Bank gefahren wurde – damit auch ja nicht ein Kratzer auf den letzten Metern dazu kommt.
Zehn Minuten später war das Geld in den Händen der Mädchen, die einen ordentlichen Preis gezahlt bekamen, das doppelte dessen, was der ehemalige Händler durch die „Buy-Back” Garantie gegeben hätte. Diese sollte eigentlich lieber, „Verschenks-zurück-damit-ich-nächstes-Jahr-nochmals-Backpacker-einen-Haufen-Geld-dafür-abknöpfen-kann-und-noch-mehr-Kohle-mit-nem-alten-Auto-verdienen-kann” Garantie heißen, aber man hört hier eben auch Geschichten von Leuten, die ihre Autos mit steckendem Schlüssel am Flughafen stehen lassen, frei nach dem Motto, aus dem Auge aus dem Sinn.
In unserem Fall, denn als solcher wurde er von allen angesehen, als gemeinsames Ziel, lief alles jedoch prächtig, nur stehen die Mädchen jetzt ohne Auto in Auckland.
Aber dafür haben sie ja uns, wir nehmen Sie mit zu einem nicht weit entfernten Campingplatz, während draußen die Welt untergeht. So ein Sauwetter habe ich hier noch nicht erlebt. Ganz vorsichtig schleichen wir über die Straße, die sich langsam in einen Kanal verwandelt, während uns dicke graue Wolken weitere Wassermassen entgegen schleudern. Die Mädchen freut das natürlich wahnsinnig, denn heute war eigentlich geplant, dass sie in ihrem Zelt schlafen. Über kurvige Straßen, die bei gutem Wetter sicher wahnsinnig Spaß gemacht hätten erreichen wir nach gut einer Stunde den Campingplatz in Elensville, und überlegen, in der Therme unterzukommen, auf die wir – da zum Campingplatz gehörend – 50% Rabatt bekommen.
Glücklicherweise reist in diesem Moment der Regenguss ab, und wir stehen im Trockenen. Fix wird das Zelt aufgebaut, und wir flüchten in die Küche, um den letzten gemeinsamen Abend zu feiern. Denn bei dem Wetter wird Australien immer attraktiver…
Es gibt Ofenkartoffeln mit Quark, Sweetcorn und für Julia und Chris Cordon Bleu. Ein wunderbar leckeres Essen, aber irgendwie will keine rechte Stimmung aufkommen, da helfen weder die Probierpackung von Säften was (die teilweise absolut köstlich schmecken, andere erinnern eher an den Geruch von Papas Badesalz), noch die Flasche Cider, die heute Abend aber fast verstaubt.
Der Tag hat uns geschafft, das Wetter ist doof, und ein bisschen wehmütig sind wir auch. Also lieber ins Bettchen, und sehen, was der nächste Tag so bringt.
03.04.2017
Und der bringt erstmals eins, gutes Wetter! Zumindest relativ. Also es ist trocken. Wir frühstücken draußen, und überlegen, was wir tun sollen. Die Australienidee scheint immer attraktiver zu werden, man ist ja eh in Sydney, warum den Flug nicht um 2 1/2 Wochen vorverlegen? Wie wäre es dort mit einem Mietauto noch auf einen Roadtrip zu gehen? Oder mit dem Bus? Durchaus Fragen, die man sich hier stellen kann, und die es eigentlich zu beantworten gilt. Deshalb leihen sich die beiden unseren Hugo, und fahren zur Library, mit der Einkaufsliste für diesen Abend, denn wir haben unterdessen beschlossen, noch eine Nacht hier zu bleiben.
So bleiben wir mit nichts weiter als unseren Klappstühlen zurück, und merken ziemlich zügig, wie kacke es ohne Auto ist, in das man sich mal eben zurück ziehen kann, oder was zu essen heraus zaubern…
Naja, wir bleiben optimistisch und sehen das alles als Eingewöhnungsphase für die Zeit nachdem wir unser Auto gegen einen „riesen Haufen Dollars” getauscht haben. (Das kommt aus „Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand”, man liest hier eben doch sehr viel.)
Nach „Inferno”, was ich vor ein paar Tagen ausgelesen habe, und mit dem sich Eva zurzeit auch beschäftigt („das Buch ist so krank!”) suche ich, während die Mädchen in der Library ihre Optionen ausloten nach einem neuen Buch, dass ich dann schlussendlich auch in „Ich bin dann mal weg” von Hape Kerkeling gefunden habe. Irgendwie ansprechend, dieser Titel. Und auch passend für unsere momentane Lage.
Ganz und gar nicht weg sind dann aber wieder die Mädchen, die mit Hugo wieder auf den Platz rollen, und der von uns erstmal kritisch auf Schäden untersucht wird. Allerdings im sitzen, und mit einem kleinen Schalk im Nacken, denn die beiden sind ja hervorragende Autofahrer.
Dann wird der ganze Tag dösend verbracht, Chris sitzt in Campingstuhl im Schatten des Bambusbusches vorm Auto, Eva ist ins Zelt gekrabbelt und ungeplant eingenickt, und Julia und ich machen es uns auf der Matratze in unserem Bett bequem, und lesen.
Irgendwann kommen die drei Jecken dann zu dem Schluss, dass Schluss ist mit Faulenzen, und betätigen sich sportlich, während ich erstmal noch überlegen muss, ob ich zu dem selben Schluss kommen werde. Leider dauert die Überlegung so lange wie das Sportprogramm, und im Gras zu liegen hat durchaus auch seine Vorzüge.
Zum Abendessen bereiten wir ein letztes Festmahl, obwohl wir ja gestern schon Ofenkartoffeln hatten, was absoluter Luxus ist. Kartoffeln brauchen ewig, und n Ofen hat man auch eher selten. Heute gibt es einen Nudel-Spinat Auflauf, der wirklich wunderbar schmeckt, nicht zuletzt weil man weis wie viel der wert ist (Julia und ich sind nämlich neuen Käse kaufen gegangen, der in dem kleinen Orts „G’schäfterl” genau so teuer ist wie eine Übernachtung!
Aber was solls, es ist heute definitiv unser letzter gemeinsamer Abend, auch wenn das keiner so wirklich fassen kann. Wir sitzen gemeinsam draußen und schauen ein letztes Mal einen Film gemeinsam auf neuseeländischen Boden, dann geht es ins Bettchen. Die schon traditionelle Gute-Nacht-Umarmung fühlt sich schon an wie ein kleiner Abschied an, was Julia empört mit einem „Ey, wir sind doch noch gar nicht weg!” kommentiert.
04.03 2017
Der nächste Morgen ist nass. Es regnet wieder. Frühstück unter dem kleinen Dach vor der Küche. Wir überlegen uns wie die beiden nach Auckland kommen, und beziehen dabei wie zufällig das ältere holländische Ehepaar mit ein, die sehr nett sind, und zufälligerweise mit einem Viersitzer heute Richtung Auckland fahren. Natürlich werden die beiden Mädchen da besonders hellhörig, denn auf Busfahren, was der ursprüngliche Plan war, haben alle keine Lust, zumal niemand von uns vieren überhaupt weis, ob wo dieser Bus überhaupt fährt…
Das macht aber auch überhaupt nichts, denn in Folge des langen Frühstücks, (in diesem Fall begünstigt durch den starken Regen -_-) bieten sich die beiden Holländer an, Eva und Julia mitzunehmen – quasi Nachbarschaftshilfe. Als wollte irgendwer oben dass es so sein soll stoppt der Regen daraufhin für eine 3/4 Stunde, und schnell bauen sowohl Holländer als auch Deutsche ihr Zelt ab. Hugo wird entladen, der ganze Plunder kommt ins Auto nebenan. Eine letzte innige Umarmung, schon sitzen die beiden auf dem Rücksitz, und nachdem die Karte studiert wurde (ich sagte ja bereit, älteres Ehepaar) rollte das Auto los. Wir winken und sehen die beiden zurück winkend um eine Kurve biegen, dann sind sie weg, auf, nach Australien. So schnell geht das.
Und hält jetzt auch nichts mehr, zumal es anfängt wieder heftig zu gießen. Allerdings haben wir auch noch kein Ziel, und so fahren wir wie immer in diesem Fall erstmal zur nächstbesten Library, wo wir den Regen aussitzen wollen. Das klappt allerdings nur mäßig, weshalb wir um halb vier dann nach schmökern, surfen und laden uns aufraffen und losfahren.
Das Wetter ist unter aller Sau, und wir bereuen schon fast nicht mit nach Australien zu fahren. Zum Glück haben wir gestern nicht alles von dem Auflauf aufgegessen, und so müssen wir wenigstens nicht nach draußen, während irgendjemand meint hier ne zweite Sintflut vom Zaun zu brechen.
Das hier wird mal ein anderer Beitrag, denn anstatt zu schreiben lade ich hier demnächst (bei geeignetem Internet) ein Video hoch, was in der letzten Woche an großen und kleinen Ereignissen stattfand. Übrigens nicht wundern, ich habe mich während einem kleinen Spaziergang bei „Myrphies Law” spontan dazu entschieden, nach vier Monaten mal wieder zum Friseur zu gehen.