23.03 2017
Heute ging es zu dem Ort, in dem Tolkins Buch „Der Herr der Ringe” und „Der Hobbit” lebendig wurden, zu dem zauberhaften Ort der Im Film das Auenland genannt wird, und in der Realität Hobbiton. Anders als Gandalf kamen wir nicht mit einem Pferdekarren an, sondern mit dem Bus, aber der Reihe nach.Als eine der Touristenattraktionen Neuseelands schlechthin war schon um halb 10 Uhr morgens die Hölle los. Glücklicherweise fanden wir dennoch noch zwei Parkplätze für unsere Autos, und während die Mädchen bei den Autos warteten (sie waren hier schon), gingen wir Jungs zum Ticketschalter und versuchten, die nächste Führung mitzumachen. Das hat auch ohne Probleme geklappt, obwohl wir uns nicht sicher waren, weil schon so viel los war. Mit meiner nicht ganz ausgereiften Idee die Mädchen zu veräppeln, dass wir keine Tickets bekommen hatten, ging es zurück zum Auto. Der Witz ging nämlich nach hinten los, beim Verstecken der Karten hat Christoph seine Karten wirklich verloren, und somit hatte nur noch ich eine Ticket…
Zum Glück gabs am Schalter schnell ein neues, die Karte war nämlich schon verschwunden, als wir den Weg absuchten.
Wenige Minuten später saßen wir im Bus, der uns auf das Gelände des Filmset bringen sollte. Auf der Fahrt wurde ein Video gezeigt, wie die Filmcrew diesen einzigartigen und ganz besonderen Ort gefunden hatten, nämlich mit dem Helikopter. Das Thema des Auenlandes wurde eingespielt, und so eingestimmt ging es dann los ins Land der Hobbits.
Wir wurden durch die wunderschön angelegte Welt der Hobbits geführt und bekamen von Bilbo’s und Sam’s Höhle, die Wohnungen deren Nachbarn und der Festwiese , alles bis zum Green Dragon gezeigt. Das ist die örtliche Kneipe, wo wir uns an einem wunderbaren Ingwerbier gütlich tun könnten. Chris entschied sich aber lieber für einen wohlschmeckenden Cider. Nach zwei Stunden Führung wurden wir dann auch schon wieder zum Bus geführt der uns zum Ausgangspunkt zurück fuhr. Unser Guide war zwar nicht so überzeugend – Sie hat in furchtbar undeutlich und in einem monotonen Singsang erzählt, und zudem viele interessante Geschichten weggelassen, die wir dann im Nachhinein aber von Eva und Julia mitbekommen haben.
Dennoch hat sich der Ausflug ins Auenland unglaublich gelohnt, weil das ganze Set einfach atemberaubend schön ist, die kleinen Höhlen mit ihren runden Türen, die liebevoll gestalteten Gärten und der Detailreichtum machen den Besuch zu einem Must-Do, selbst wenn man (wie ich) bei jedem Film eingeschlafen ist. Allein für die Bilder, die wir mit Julias Kamera geschossen haben, hat es sich gelohnt!
Danach ging es nach Tauranga, wo abends ein bisschen Sport gemacht wurde, während ich geschrieben hab. Zum Abendessen gabs Pesto, danach einen gemütlichen Film im Auto.
Ganz der mittlerweile auffälligen 2-Tagesregel war es heute wieder deutlich besseres Wetter als gestern, denn da war der Himmel doch recht bedeckt gewesen. Heute strahlte die Sonne mit uns um die Wette, denn heute stand die lang geplante Aktion bevor: wir wollten Raften gehen! Und zwar in Rotoura, was allerdings 2 Stunden von Taupo in nördlicher Richtung liegt.Also frühstückten wir und verabschiedeten uns um halb zehn von Jannes, der die letzten Tage ein überaus angenehmer und freundlicher Reisegefährte gewesen war, und fuhren los, dem Abenteuer entgegen.
Mit präziser deutscher Pünktlichkeit rollten wir auf den Parkplatz des Raftinganbieters – eine Stunde zu früh. Das warten viel uns aber leicht, denn gegenüber des Gebäudes gab es einen hölzernen Steg, auf dem wir die morgendlich-mittägliche Sonne genossen.
Als es dann soweit war wurden wir in eine Art Garten geführt, in dem ein Ständer mit Neoprenanzügen, Neoprenschuhen und Helmen, von dem jeder je ein Exemplar zur Anprobe gereicht bekam. Ziemlich warm eingepackt (was an diesem sonnigen Tag gar nicht soo angenehm war) führen wir dann mit einem kleinen Bus und den Schlauchbooten im Schlepptau zu dem Fluss, auf dem die wilde Fahrt stattfinden sollte. Wir vier bekamen unser eigenes der sechs Boote, und dazu noch eine Bootsführerin, Toni, was auch ganz praktisch war.
Nach kurzer Instruktion wurden wir auch schon aufs Wasser gelassen, Eva und Julia im Bug, Chris direkt hinter den beiden auf der rechten Seite, danach ich auf der Linken, im Heck Toni.
Die Fahrt begann mit einer kurzen Wiederholung der Befehle, bis wir um eine Kurve glitten, und eine verwitterte Struktur aus dem Wasser ragen sahen. Dort landeten wir an, und durften aus dem Boot krabbeln. Bei der besagten Struktur handelte es sich um ein im Jahre 1901 eröffnetes Wasserkraftwerk, dass allerdings nur dreißig Jahre bestand, bis es von einer Springflut hinwegfegt wurde. Deshalb konnten wir nun von den Betonblöcken in den Strom springen, und uns auf der anderen Flussseite in das Schlauchboot zurückhangeln. Es folgte eine kleine Stromschnelle, in der wir unser Gleichgewicht austesten konnten – aufrecht stehend wurde sie von uns allen gemeistert. Und dann kam er, der größte der Okere Falls, der höchste weltweit raftbare Wasserfall. Wir paddelten direkt darauf zu, und auf Kommando kauerten wir alle auf dem Boden des Bootes, und rauschten den Wasserfall hinunter. Das Wasser zerstob in tausende Tropfen als unser Gefährt lautlos aber mit schreienden Insassen auf die Oberfläche schlug, bis zur Gänze unter dieser versank und bedrohlich kippend wie ein Korken wieder nach oben schnellte. Aber wir schafften es, ohne zu kentern, oder jemanden der Crew an den Fluss zu verlieren. Das letze Boot unserer kleinen Flottille hatte da leider nicht so viel Glück (oder war es Talent?) wie wir, kenterte und alle Insassen nahmen ein kräftiges Bad im aufgeschäumten Wasser.
Nachdem diese Passage geschafft war, blieb noch eine Menge Zeit für Blödelein. Bei der nächsten Stromschnelle wurde ich prompt als lebende Galionsfigur an den Bug gesetzt. Genauso prompt verlor ich aber auch das Gleichgewicht und plumpste nicht gerade elegant ins Boot zurück, was natürlich für allgemeine Erheiterung sorgte. Auch die beiden Mädchen wurden nach der nächsten Stromschnelle beide auf den Vorderen Teil des Bootes gesetzt, und währen sie dort stolz thronten paddelten Chris, Toni und ich auf die Stromschnelle von unten her kommend zu, bis das Wasser, das über einen Vorsprung floss das Boot erfasste, und wie ein Geschoss nach hinten weg flippen lies. Man kann sich das so ungefähr vorstellen: das Wasser ist eine Münze, mit der eine andere Münze, die unser Boot darstellt, wegschnippt. Rückartig schossen wir nach Hinten, was total lustig war.
Nach zwei Stunden war unser kleines Abenteuer leider auch schon wieder vorbei, wir paddelten ans Ufer, und trugen zu viert das Boot aus unseren Köpfen zum nahen Anhänger. Ein wenig später saßen wir umgezogen auf einem Sofa vor einem Fernseher, auf dem die Fotos unserer Tour gezeigt wurden. Diese bekamen wir dann auch ausgehändigt, und können in Bälde auch hier betrachtet werden.
Nach diesem Erlebnis war uns nicht all zu sehr nach Stadteerkundung, zumal die Mädchen hier ja schon häufiger waren. Wir fuhren also in einen Park, und machten es uns mit einem Buch für den Rest des Nachmittags auf der Wiese bequem. Das interessante an Rotoura ist, dass die ganze Stadt auf einem vulkanisch aktiven Gebiet erbaut ist, was man überall sieht – und vor allem riecht. In diesem Park gab es einige Schlammpools, die durch die Erdwärme schwefelig blubberten, und die wir natürlich anschauten. In ein künstliches Becken konnte man seine Füße in das fast schon heiße Wasser strecken, und die Wärme genießen.
Dann ging es zu unserem Campingplatz am Lake Rotoura, und machten leckere Kartoffelpuffer zu Abend, und lagen dann im Auto und schauten einen Film, nachdem es draußen zu frisch geworden war.
22.03 2017
Da die Mädchen Rotoura schon gesehen haben fuhr die Gruppe heute getrennt vom Campingplatz in die Stadt. Während die Queen gen Library rollte, parkten wir vor der ISite und informierten uns über die Attraktionen der Stadt. Und davon gab es, wie wir natürlich schon wussten, mehrere ganz besondere…
Rotoura ist nämlich nicht nur ein vulkanisches Gebiet, sondern auch einer der Hotspots der Maori-Kultur in Neuseeland. Zwei Maorizentren gibt es in der Stadt, eines davon ist eine seit 300 Jahren bewohnte Siedlung, mit dem Namen „Whakarewarewa”, und genau dahin waren wir unterwegs.
Das Dorf ist kein Museumsdorf, in dem alte originale Behausungen gesammelt und nebeneinander gestellt werden, sondern ein normales Dorf, bewohnt von fast normalen Menschen, die sich nur davon unterscheiden, dass sie ein paar hundert Jahre vor den Europäern auf der Insel gelandet sind. Trotzdem sind die Häuser im europäischen Stil errichtet, und sind keine Hütten oder ähnliches, wie man es bei einem Eingeborenenstamm vorstellen könnte.
Wir waren pünktlich zur Führung um 12 Uhr im Dorf angekommen, und nahmen an dieser selbstverständlich Teil. Eine ältere Maori-Dame sollte uns die nächste Stunde auf eine Reise durch ihr Dorf, durch ihre Kultur mitnehmen.
Die erste Attraktion war eine katholische Kirche aus dem Jahre 1901, was hier schon fast als wirklich alt gilt. Sie war ziemlich klein, das interessante an ihr war vielmehr der Friedhof, der sich um die Kirche gebildet hatte.
Wegen eines britischen Gesetzes, Leichname 6 Fuß unter der Erde zu vergraben (ein Relikt aus der Zeit der Pest und als Sicherheitsabstand zwischen infizierten Töten und den Lebenden gedacht), war dieser Friedhof nämlich einigermaßen kurios. Durch die Vulkanquellen, auf denen das ganze Dorf steht (und die extrem wichtig für die Gemeinschaft sind), haben die Maori schlichtweg keine 6 Fuß Platz nach unten. Die Lösung? Die Gräber nach oben bauen. Wie Statuensockel ragen die Gräber fein säuberlich nebeneinander weis getüncht aus dem Boden, immer so, dass der Tote exakt 6 Fuß „unter” der Erde liegt.
Etwas anders verhält sich das jedoch mit den Gräbern der Chiefs, denn da diese als besonders wichtige und schlaue Personen gelten, waren sie von Feinden immer begehrt, und das am liebsten tot. Die Maori glauben nämlich an „Mana”, die Übergabe von Geist, Wissen und Körperkraft beim Verzehr seines Kontrahenten. Jeder verspeiste Krieger stärkte also nach diesem Glauben seine eigene Kraft.
Weil nun der Chief der größte und schlauste Krieger im Dorf ist, muss er besonders gut vor Feinden geschützt sein, erst recht, wenn er schon tot ist. Deshalb sind alle Häuptlingsgräber leer. Nach einer Totenfeier geht die Familie zu einem Totenmahl, und gleichzeitig bringen 6 Krieger den Toten in eine Höhle und verstecken ihn, so dass niemand weis, wo der Clanchef nun wirklich liegt.
So viel zum Friedhof, weiter geht’s auf der Tour, zu einem gigantischen Geysir, genauer zweien davon, die direkt nebeneinander liegen. Der kleine heißt „Prince of Wales”, wie ein Museum in Mumbai, den Namen des 30 Meter hohen ist leider nicht hängen geblieben. Vor ihnen liegt ein strahlend blauer See, in den dich das Wasser sammelt, dass grob alle Stunde ausbricht.
Und schon ging es wieder weiter durch das Dorf, in dem unsere Führerin über kurz oder lang mit jedem Verwand ist (was auch kein Wunder ist, viele Mütter haben hier zwischen 10 und 24 Kinder, wie sie uns stolz erzählt).
Wie eben schon berichtet liegt das ganze Dorf auf geothermalen Quelle , weshalb nicht nur der Boden mancherorts angenehm warm ist, sondern auch an jeder Ecke schwefeliger Dampf aus dem Boden steigt. Genau deshalb ist die Lage des Dorfes aber so unglaublich genial, wie man bei unserer nächsten Station sehen konnte: der Küche.
Diese war ein knapp fünfzig Zentimeter tiefes rechteckiges Loch, einen Meter breit, einen Meter lang. Eine hölzerne Verschalung hielt die Erde draußen, und auf der Öffnung lag eine große Holzplatte. Das geniale an dieser Konstruktion, die an sich selbst gar nichts geniales hat, ist, dass sie direkt über einer geothermalen Quelle errichtet wurde. Der heiße Dampf steigt auf, dringt durch die Ritzen im Holz, sammelt sich in der Box und gart das Essen langsam durch, wie ein Dampfgarer.
Auch an anderer Stelle wird das warme Wasser genutzt, und zwar im öffentlichen Bad des Dorfs. Über einen kleinen Kanal wird fast hundert Grad heißes Wasser aus einem Hotpool auf eine große steinerne Fläche geleitet, wo es etwas abkühlt. Von dieser Fläche führen wieder einzelne Rinnen in in den Fels gehauene Badewannen, die so direkt befüllt werden können. Innerhalb einer Stunde ist die Badewanne randvoll mit heißem Wasser, ohne dass dafür Öl oder Strom verbraucht wurde.
Vor dem großen und reichlich geschmückten Gemeindehaus des Ortes endete unsere Führung, die extrem interessant war, und nur weiter zu empfehlen, sollte man mal in diese Ecke der Welt kommen. Noch mehr zu empfehlen ist allerdings dann auch das Essen aus der Steambox, wie die Küche sinnvollerweise genannt wird. Denn dieses watete auf uns im Anschluss.
Und das war ein Träumchen! Es gab Süßkartoffeln, normale Kartoffeln, Möhrchen, etwas Kohl, Sweetcorn (den es bei uns glaube ich leider nicht gibt) und Rind sowie Hühnerfleisch. Alles Butterweich gegart und so, dass ich bei der Erinnerung gleich wieder Hunger bekomme. So schlemmten wir in dem Restaurant des Dorfes und ließen es uns so richtig schmecken. Als dann noch der Nachtisch kam waren wir super happy.
Es gab auch einen Teil des Dorfes, den man auch ohne Führung auf eigene Faust erkunden konnte, was wir natürlich taten. Dort gab es dampfende Seen, aus denen kleine Inseln mit Schnitzereien herausragten, was eine ziemlich mystische Szenerie darstellte. Wir spazierten also ein bisschen herum, sagen auch die anglikanische Kirche und gingen dann zurück zum Haupthaus. Dort hatte sich vor knapp 120 Jahren (oder so) der mächtige Häuptling dem Problem zu stellen, sein Dorf den beiden Religionen zu öffnen. Vor ihm stand sein ganzes Dorf, dass er ganz einfach den Religionen so zuordnete, wie sie gerade standen. Die linke Hälfte wurde anglikanisch, die Rechte katholisch.
Das letzte Highlight des Dorfes war die Kulturtanzgruppe des Dorfes, die neben dem obligatorischen Haka, dem Kriegstanz, auch Liebeslieder und Legenden vortanzten und sangen. Ein würdiger Abschluss für ein tolles Erlebnis.
Dann hieß es auch schon wieder Abschied nehmen von Rotoura, denn morgen war ja schon die nächste Reise geplant. Eine Reise in eine magische Welt.
19.03. – 21.03. 2017
Der Morgen in Glenfalls war zum Glück wieder trocken, weshalb man in aller Ruhe frühstücken draußen frühstücken konnte. Da aber alle wieder aus dem (wenn auch landschaftlich wunderschönen) Funkloch heraus wollten, fuhren wir gegen zehn Uhr aus dem grünen Tal mit seinem sanften Fluss wieder heraus.
Zwei Stunden später landeten wir mit quietschenden Reifen (beinahe an der Einfahrt vorbei getauscht) auf Reids Farm, dem Campingplatz von Taupo. Zügig fuhren wir ans andere Ende des Platzes, wo Eva und Julia in Badeklamotten saßen. Das Wetter war während der Fahrt deutlich besser geworden, und sollte den Tag zu einem der wärmsten der letzten Woche machen. Dementsprechend gut fanden wir die Idee, auch ein Bad in dem kristallklaren Wasser des Flusses zu nehmen, der sich an dem Campingplatz entlang windet. Und das taten wir dann eigentlich auch den ganzen Tag, wir aalten uns im Wasser, und brutzelten in der Sonne, bis ich aussah wie ein Lobsterback. Oder anders gesagt: knallrot an Bauch und Rücken.
Zum Abendessen bestellten wir alle Pizza von Doninos (aber nicht wegen uns, die Mädchen wollten das so, ehrlich!) und saßen draußen, bis wir halb erfroren in die Autos stiegen, denn ein warmer Tag bedeutet hier noch lange keinen lauen Abend.
20.03 2017
Der heutige Tag war ebenso lehrreich wie ereignislos. Nach dem Frühstück begannen wir relativ schnell damit, Karten zu spielen. Wir starteten mit „Lügen”, was wir vor ein paar Wochen exakt auf diesem Campingplatz zehn Meter weiter links gelernt hatten, und gingen über diverse andere Spiele über zu Doppelkopf, was uns Jannes beibrachte. Dieses Spiel hielt uns über Stunden in seinen Bann, nicht zuletzt weil es ewig dauerte die Spielmechanik, die Tricks und Kniffe zu verstehen.
Plötzlich war es dann auch schon der Abend vor unserer großen Unternehmung, wir mummelten uns in unsere Schlafsäcke, redeten uns zählten Sternschnuppen, von denen es einige zu sehen gab.
16.03 – 18.03 2017
Heute (wenn auch mit einiger Verspätung geschrieben) ging es nach Napier, gefolgt von Jannes, der in seinem silbernen Geländewagen hinter uns her fuhr. Man hatte sich spätestens gestern Abend dazu entschlossen, gemeinsam weiter zu reisen. Gegen 3 kamen wir auf dem freien Campingplatz in Napier, wieder direkt am Strand, an.
Nach der langen Fahrt genehmigten wir uns fürs erste ein Käsetoast, und schlenderten dann gemeinsam am Uferweg in die Stadt hinein. Und zog es in die Second-Hand Shop, die uns an Weihnachten so gut gefallen hatten. Neben diversen Hüten und Kappen gab es diesmal hauptsächlich Kleider, ergo diesmal nichts für uns. Wir schneiten in jeden Laden mal kurz herein, bis wir zu einem kamen, in dem wir diesmal sogar etwas kauften. Dieses etwas war Eiscreme. Passionsfrucht, Walnuss, Himbeersorbet, Rum-Traube, die Auswahl war köstlich, nur das Gummibärcheneis wollte dann doch keiner.
Wir nahmen jeder zwei Kugeln und flenzten uns in den nächsten Park, und schauten ein paar Kindern bei akrobatischen Übungen zu, die wirklich spektakulär waren.
Nachdem unser Eis verputzt war würde es langsam Zeit für das Abendessen, das allerdings zuerst noch eingekauft werden musste. Glücklichere war der Pack n’ Save direkt neben dem Park, was den Kauf von Nudeln erheblich begünstigte. Außerdem war Humus gerade im Angebot, und Jannes riet uns dringend, den Kichererbsenaufstrich mitzunehmen, was auch getan wurde (am nächsten Tag kauften wir gleich alle 4 Sorten). Das leckere Barilla-Pesto gibt es hier nur im Countdown, weshalb wir noch kurz auf die andere Straßenseite mussten.
Anschließend liegen wir wieder zu unserem Campingparkplatz, der sich mittlerweile gut gefüllt hatte.
Nach dem Abendessen saßen wir noch lange draußen und betrachteten den klaren Sternenhimmel und die Milchstraße, die sich deutlich abzeichnete.
Der nächste morgen begann schon sehr früh, noch vor Sonnenaufgang waren wir beide wach, was sich in diesem Fall aber als großes Glück herausstelle. Wir krabbelten also beide aus dem Auto und warteten auf den Sonnenaufgang über dem Meer, der wirklich atemberaubend schön war. Der orangene Streifen wurde immer breiter und höher, verdrängte erst schwarz, dann blau bis sich schlussendlich die goldene Scheibe über dem Meer erhob.
Bei dem Anblick lässt es sich wunderbar frühstücken, was wir drei dann auch gemeinsam machten.
Während wir überlegten, was wir heute tun könnten, viel uns etwas ein, was wir gestern (und auch schon an Weihnachten) neben der ISite gesehen hatten: eine Minigolfanlge. Schon beschlossen wir, nach dem Frühstück ein bisschen Sport dort zu treiben, packten unsere Sachen ein und fuhren in die Stadt. Die Anlage liegt direkt am Meer, was einerseits eine wunderschöne Aussicht bescherte, andererseits aber auch eine schöne kühlende Brise. Es gab zwei unterschiedliche Sorten von Bahnen, die wir beide innerhalb der nächsten zwei Stunden absolvierten. Der Sieg war knapp, aber ging mit ein paar Pünktchen Vorsprung das erste mal an Jannes, das zweite mal an Chris, und ich schaute in die Röhre…
Bevor wir wieder richtig auf reisen gehen konnten, gingen wir zu Warehouse, um uns neue Müslischüsseln zu kaufen, unsere alten hatten wir nämlich unabsichtlich dem Station-Backpackers gespendet.
Wenig später rollten Hugo und Gefolge an grünen Hügeln vorbei nach Glenfalls, allerdings unter grauem Himmel, der zunehmendes dunkler wurde. Chris machte einen kleinen Mittagsschlaf, Jannes las und ich versuchte verzweifelt, den entstanden Rückstand des Blogs wenigstens einigermaßen einzudämmen. Dann begann es auch schon zu regnen, und wir verzogen uns in unsere Autos und warteten auf den Morgen.
Wir hatten viel zu tun, deshalb haben wir am Montag erstmal auf dem wunderschönen Campingplatz kräftig ausgeschlafen. Dieser lag direkt neben der Autobahn, was unheimlich praktisch ist, aber so durch einen dichten Wald abgeschirmt ist, dass man deren Verkehr nicht mitbekommt. Nachdem wir also endlich aus den Federn gekommen waren und in Wellington ankamen, musste erst einmal ein Parkplatz gefunden werden, was sich als Unterfangen höchster Schwierigkeitsstufe heraus stellte. Nach längerem Suchen fand sich dann endlich ein Plätzchen für Hugo, der uns im wahrsten Sinn teuer zu Stehen kam. Für 2$ die halbe Stunde… egal, das Auto musste ja irgendwo parken, während wir die Botschaft von Indien aufsuchen wollten. Suchen war aber ein gutes Stichwort, denn das mussten wir wirklich. Die Botschaft war nämlich erst kürzlich ungezogen, und Google hatte das wohl noch nicht mitbekommen. Was Google allerdings dann doch wusste war, dass die Botschaft heute geschlossen war… mit unserem Glück hatten wir für den Besuch gerade den Tag des Holi ausgesucht, ein Feiertag in Indien, bei dem nicht gearbeitet wird, auch nicht in der Botschaft in Neuseeland (wer bei Holi an Farbpulver-in-die-Luft-schmeißen denkt ist auf dem richtigen Weg).
So blieb uns nichts anderes mehr übrig, als einzukaufen, was wir bei New World dann auch erledigten. Die zwei Stunden gratis mitten in der Stadt parken kamen uns natürlich entgegen, weshalb wir diese auch gleich nutzten, und zwar in der Library. Die Stadt war uns bekannt, und bekanntermaßen sind Handyakkus immer furchtbar schnell leer.
Leider reichte die geschenkte Parkzeit bei weitem nicht aus, alles voll zu laden, vor allem wenn man eine Ewigkeit nach freien Steckdosen in diesem riesigen Büchertempel sucht, der sich über 2 Etagen erstreckt und unglaublich viel Literatur beherbergt. Leider verlor ich bei „Schere Stein Papier” und musste mich um einen neuen Parkplatz kümmern, was mich dank der überfüllten Stadt, zu wenigen Parkplätzen und deren hohen Kosten eine halbe Ewigkeit gekostet hat. Genauer eine Stunde Gurkerei. Es ist weitgehend bekannt das Parkplatzsuche nervig ist, findet sie aber in einer kleinen hügeligen und überfüllten Hauptstadt eines nicht ganz so kleinen hügeligen aber gar nicht überfüllten Landes statt, dann nervt sie richtig, erstrecht wenn sie so lange dauert.
Einige Zeit später stapfte also ein ziemlich entnervter Sven in die Library zurück, und schwor hoch und heilig nie wieder einen Parkplatz hier zu suchen. Chris erbot sich umgehend dazu bereit diesen Part zu übernehmen, und somit war das Thema vom Tisch, genau wie die 4,50$, die der Parkplatz nun gekostet hatte. Das ist fast so viel wie eine Pizza!
Aber die musste nach dem ganzen Stress des Tages einfach her, und so fuhren wir genau dahin, wo wir vor knapp 3 Monaten auch unsere Autotür repariert haben lassen. Dort befanden sich nämlich sowohl Dominos als auch PizzaHut, wogegen wir uns diesmal allerdings entschieden, und lieber Dominos die Treue hielten. Mit vollem Bauch fuhren wir anschließend die 20 Kilometer aus Wellington raus, zurück auf unseren schönen kleinen Wald-Highway Campingplatz.
Am Dienstag ließen wir j d mit dem aufstehen wieder Zeit, was unter anderem an dem nass-kalten Wetter lag. Bibbernd wurde das Frühstück eingenommen, dann schnell ins Auto, Heizung and und los. Diesmal hatten wir gelernt und fuhren nicht direkt ins Zentrum, sondern hielten ein gutes Stück außerhalb. Für das Visum ist natürlich der Pass von Nöten, den wir auch gestern beide gewissenhaft mit uns geführt hatten. Heute Morgen allerdings war von meinem keine Spur zu sehen, er war unauffindbar und nicht mehr an seinen Platz in der Hosentasche (eventuell aber auch nicht der beste Platz…). Also packten wir beide mit an und durchforsteten das ganze Auto, alles Klamotten, alle Fächer, unter der Matratze, den Sitzen, nirgends war das Rot mit dem goldenen Adler zu finden. Dabei hatte ich das verdammte Ding gestern noch bei Dominos auf dem Stehtisch gehabt, da war ich mir ganz sicher. Ich kann den doch nicht da… oder doch?
„Chris, lass mal zu Dominos”, „Du willst mir doch nicht erzählen, dass du deinen Pass in der Pizzaria vergessen hast?!”
Doch, genau das das wollte ich, und peinlich berührt, Mega erleichtert aber doch auch ein bisschen stolz ob des Erinnerungsvermögens kam ich ein paar Sekunden später triumphierend aus dem Laden wieder raus. Gut, soo stolz kann man auf das Erinnerungsvermögen dann doch nicht sein, denn hätte ich mich zwölf Stunden früher daran erinnert , wäre der Morgen doch erheblich angenehmer verlaufen.
„Die Dinge sind nunmal so wie sie sind, und es kommt immer so, wie es kommt.” Und das alles hatte noch einen weiteren Vorteil, wir konnten dort nämlich unbegrenzt parken, und dann den gemütlichen, einstündigen Spaziergang in die Stadt beginnen. Bevor wir allerdings die Botschaft besuchten, besuchten wir unseren Besuch Conni, der mit dem Bus gestern Abend von Napier nach Wellington gekommen war, nachdem er die letzten Tage mit Eva und Julia verbracht hatte. Wir trafen uns vor dem Parlament Neuseelands und machten uns von dort aus auf zur indischen Botschaft, die heute keinen Feiertag und damit geöffnet hatte. Dort mussten wir ein bisschen warten (das ganze war mit Nummernzetteln organisiert, wobei wir Nummer 18 gezogen hatten, wir kamen bei Nummer 5) um dann nach einem kurzen Gespräch am Schalter versichert zu bekommen, dass es kein Problem sei, das Visum online zu beantragen. Wir hatten nämlich beim besten Willen keine Lust, mindestens eine Woche in Wellington zu warten.
Nachdem das also mehr oder weniger erledigt war, gingen wir zurück zum Parlament, um dort eine Führung zu machen, die allerdings erst in einer Stunde startete. Solange gingen wir zu BurgerKing und tranken Softdrinks, aßen Eis und unterhielten uns mit Conni über die Reise. Dann war es soweit, und wir gingen ins Parlament. Leider durfte man darin keine Fotos machen, aber im Prinzip ist das Parlament wie das britische “Lower House” aufgebaut, ein „Upper House” gibt es wegen dessen Untätigkeit seit den 1950ern nicht mehr. Die Legislative sitzt in dem mittleren Teil des dreiflügeligen Gebäudes, im sogenannten Bienenkorb, dem neuesten Teil aus den 1970ern die Exekutive, also die Regierung. Im rechten Teil ist eine Bibliothek untergebracht, die wir allerdings leider nicht näher betrachteten, sie war aber der älteste und schönste Teil des Komplexes. Gespannt lauschten wir der Führerin, dann war der einstündige Rundgang aber schon leider wieder vorbei. Als unsere Führung allerdings begonnen hatte startete gleichzeitig die Zusammenkunft des Parlaments, die wir also nach Beendigung der Führung von der Besuchertribüne verfolgen konnten. Und das war wirklich sehr interessant, auch wenn man die Hälfte wegen des enormen Tempos in der die Debatten geführt wurden nicht verstand. Dazu kam das empörte Dazwischenrufen der Opposition, die das ganze wunderbar sonnend gestaltete. Wir schauten vier Rednern zu, die je zehn Minuten Redezeit bekamen, und alle voll ausnutzen, dann beschlossen wir weiter durch die Stadt zu schlendern. Chris ging zum Friseur, während Conni und ich uns das Te Papa Museum anschauten, was mir aber gar nicht mehr gefiel, als wir eine Ausstellung über den Zweiten Weltkrieg besuchten. Hier verglorifizierten überlebensgroß dargestellte Soldaten in heroischer Pose einen Krieg, an dem es rein gar nichts zu verherrlichen gibt. Wir wollten nur noch raus. Wir gingen in die Ausstellung über Maoris und wenig später gesellte sich auch Christoph zu uns. Bei New World kauften wir für das morgige Frühstück ein, und ich für den Abend eine Pastete, die absolut köstlich war. Dann hieß es auch schon wieder Abschied nehmen, und Conni ging zu seinem Hostel, während wir zu PizzaHut gingen, und mit dem Auto anschließend auf den schönen Campingplatz zurück.
Am Mittwoch hieß es dann, Wellington endlich zu verlassen, und das Reisen wieder aufzunehmen. Das würde allerdings durch einen Unfall auf der Autobahnauffahrt etwas behindert, nachdem wir dann aber die richtige Umleitung gefunden hatten, ging es los (getankt und eingekauft musste aber auch noch werden). Ziel war Cape Palliser, der Südöstliche Zipfel der Nordinsel. Dorthin fuhren wir natürlich durch wunderschöne hügelige und auch bewaldete Landschaften, das Wetter war bewölkt aber trotzdem stabil. Während wir also gemütlich vor uns hin tuckerten gab es allerhand zu sehen, und die Strecke war angenehm zu fahren.
Kurz bevor wir am Kap ankamen führte uns der Weg durch ein Fischerdorf, an dessen Strand sehr viele rostig-gelbe Bulldozer standen. Hinter diesen rostigen Bulldozern waren genau so rostige Anhänger auf denen wiederum etwas weniger rostige Fischerboote standen. Ab da begann eine Schotterpiste, die sich an der Küste entlang wand, am Horizont die grauen Wolken, im Vordergrund das aufgewühlte graublaue Meer.
Wir parkten unser Auto und liefen ein bisschen herum, wegen des starken Windes mussten wir sogar unsere Windjacken anziehen. Dann stellte sich aber heraus, dass es bis zu unserem Ziel noch etwas weiter an der Küste entlang zu fahren war, weshalb wir wieder zurück ins Auto stiegen.
Ein paar Meter weiter konnten wir das Ziel dann sehen, der Leuchtturm des Kaps, der sogar noch immer in Betrieb ist. Errichtet wurde er 1897, aber für sein Alter noch top in Schuss. Früher war er nur durch eine lose Schotterschanze zu erreichen, heute gibt es glücklicherweise eine zweihundertvierundfünzig stufige Treppe auf die Klippe herauf, die wir als Sportprogramm des Tages gleich mal hinaufrannten.
Oben angekommen hatten wir eine wunderschöne Aussicht über die Bucht, das Meer und die Bergkette, die sich aus dem Meer erhebt. Wir verweilten ein bisschen und quatschten mit einer Gruppe Amerikanern, kraxelten ein bisschen auf den Felsen hinter dem Leuchtturm herum, genossen die Aussicht und begannen dann auch schon wieder den Abstieg.
Wir wollten nämlich noch zu einem laut CamperMate super tollen Campingplatz hinter Masterton. Ein paar Stündchen später stellte sich heraus, dass die Rezensionen keineswegs untertrieben waren. Für sieben Dollar bekamen wir eine unbegrenzt heiße Dusche, und eine voll ausgestattete kleine Küche. Mit Abstand der beste Campingplatz auf dem wir bis jetzt waren, wenn man nach dem Preis-Leistungs Verhältnis geht. Und auch die Lage war sehr toll, denn die große Wiese auf der man parken sollte befand sich direkt an einem kleinen Fluss.
Die Küche wollte natürlich gleich ausprobiert werden, und so bereiteten wir eine schöne große Portion Butterchicken mit Reis und ohne schicken zu. Dabei kamen wir mit zwei Schweizern aus Bern ins Gespräch, Dave und Matthias, der verblüffende Ähnlichkeit mit Edward Snowden hatte, und Jannes, der aus Hamburg kommt. Die Schweizer gaben netterweise eine Runde Bier aus und man dass noch lange zusammen.
Weil die Nacht ziemlich kalt war blieben wir recht lang im Auto, bis es warm genug draußen wurde, um sich hinaus zu wagen. Dann wurde gemütlich gefrühstückt, und Jannes setzte sich mit einem Kaffe zu uns. Nun wurde gemeinsame die weitere Reise geplant, wobei der ursprüngliche Plan nach Napier zu fahren, schnell überworfen wurde, und zugunsten einer weiteren Nacht auf dem tollen Campingplatz hier geändert wurde. Wir fuhren in den nächsten Ort (25 Kilometer entfernt) um für das Abendessen einzukaufen, dass ein Grillabend werden sollte. Nachdem also alles eingekauft war (Süsskartoffeln, Sweetcorn, und Hühnchen, dazu ein Fläschchen Cider für Chris und eine Wein für mich) schlenderten wir durch die Stadt. Diese war ziemlich klein, die ISite könnte uns auch keine wirklichen Highlight aufzeigen, außer der nahen Tui Brauerei, doch wenn man noch fahren muss macht eine Brauereiführung nicht wirklich Sinn…
Also schauten wir in die Läden, wobei wir glücklicherweise auch in einen Secondhand Shop reinschneiten. Hier hab es gerade eine Aktion, dass man eine Plastiktüte mit Klamotten füllen konnte, und alles was da rein passte für zwei Dollar mitnehmen durfte. Ein Riesen Schnäppchen, denn so kam ich an ein neues langärmeliges Hemd, ein Tshirt und eine kurze Hose. Auch Jannes sahnte ordentlich ab, und glücklich fuhren wir zurück zu unserem Platz. Dort wurde dann alles auf den Grill geworfen, nachdem Jannes und Chris Basketball spielen waren, während ich mit Eva telefoniert habe, um unsere nächste gemeinsame Aktion zu planen. Dazu irgendwann mehr. Der Abend wurde wieder lang, und war ziemlich lustig und unterhaltsam.
06.-12.03. 2017
Am Montag beschloss ich dass es wegen der Eintönigkeit der Arbeit viel spannender wäre, über das Abendessen zu schreiben. Dies stellte sich allerdings schnell als nicht ganz folgerichtig heraus, als es um Punkt 2 Uhr hieß:„Die Arbeit für heute ist getan, ihr könnt hier nicht mehr arbeiten, geht nach Hause!” Drei Stunden früher Feierabend zu haben ist weis Gott nicht das schlechteste, auch wenn uns damit etwas Geld flöten geht.
Die frohe Kunde wurde sofort an Eva und Julia übermittelt, die bekanntermaßen heute von Motueka wieder nach Blenheim kommen wollten, um danach gen Fähre zu fahren. Diese Gelegenheit müsste natürlich kurz zusammen gefeiert werden, und so trugen die beiden uns auf, einen Apfelkuchen zu besorgen, quasi als Arbeitsersatz. Bekanntermaßen kann man sich auf die neuseeländische Backkunst nicht sehr verlassen, so beschlossen wir, dem Anlass angemessen, selbst für die Verpflegung der beiden Mädchen zu sorgen.
Wir fuhren also gleich auf dem Nachhauseweg einkaufen, neben Gemüse und Äpfeln auch Backpulver und Zucker – Mehl war noch vorrätig.
Umgehend gingen wir also in die schöne Hostelküche, in dem Gäste strengstens verboten sind, und rührten den Teig für unsere an. Wir kochten ein schönes Apfelmus ein, verfeinerten dieses mit Rosinen aus der Studentenfutterpackung und legten den Mürbeteig in unseren Alukochtöpfen aus, man muss da schon flexibel sein, wenn man kein Backblech hat.
Gerade als der Kuchen dampfend auf dem Ofen kam, und wir vor dem Backpackers auf die Mädchen warteten, rollte die Queen vor.
Natürlich wurden wir erst einmal ausgiebig über den absolvierten Fallschirmsprung von Eva informiert, der doch ein gewissen Nachahmungswunsch hervorrief. Die Zeit ging viel zu schnell rum, und nachdem dann auch der zweite Kuchen verputzt war, hieß es schon wieder Abschied nehmen.
So blieb uns allerdings genügend Zeit, aus dem heute gekauften Gemüse eine schöne kräftige Gemüsesuppe zu kochen, die mit Selbstlob so gut war, dass wir trotz des Kuchen die gesamten zwei Liter aufaßen.
Der Dienstag begann wie zuvor, wir standen um 6 Uhr auf, frühstückten, machten uns fertig und saßen pünktlich im Auto, bereit uns von der Crew abholen und zum Vineyard fahren zu lassen. Und das trotz des leichten Nieselregens. Doch 5 Minuten später war der Arbeitertrupp noch nicht da, auch 10, 15 oder 30 Minuten noch nicht. Sie tauchten einfach nicht auf. Schließlich und endlich gingen wir alle zurück ins Hostel, und der Waliser rief bei der Firma an, was denn los sei. Das Ergebnis war unfassbar. Unser Supervisor, den wir am Montag neu bekommen hatten, da der andere wieder in Indonesien ist, hatte uns verarscht. Dieser behauptete nämlich, dass wir wegen des Regens nicht arbeiten wollten, und nicht vor dem Hostel gewartet hätten, was natürlich eine infarme Lüge war. So waren wir gezwungen, auf einen ganzen Tag Einkommen zu verzichten, im Hostel zu gammeln (es war ja „schlechtes” Wetter) und den Tag irgendwie rum zu bekommen. Gegen den Frust müsste erst einmal eine Pizza zum Mittagessen her. Abends gab es dann Pommes für beide, während Chris sich dazu noch ein Brathähnchen und ich mir Hoki-Fisch Filets kaufte, was die Stimmung dann doch deutlich hob, denn das Essen war köstlich.
Als am Mittwoch die Crew wieder mit einer halben Stunde Verspätung auftauchte waren wir doch entsprechend wütend. Das Auto kam herbeigesaust, und alle Autos starten und fahren los. Alle Autos? Nein, ein weißer Toyota Estima namens Hugo wiedersteht dem Gruppenzwang und leistet Widerstand… die halbe Stunde Licht anlassen hatte ihn vollends ausgeknockt. Glücklicherweise hatten wir gestern in unserer Langeweile alle Facebookkontakte ausgetauscht, sonst wäre der Konvoi auf nimmer Wiedersehen ohne uns davongefahren. So kamen Justin und Jesse, zwei Jungs aus der Gegend Bremen zurück, und gaben uns Starthilfe mit dem Kabel, dass wir glücklicherweise damals in Nelson gekauft hatten. So kamen wir doch zur Arbeit, die diesmal wirklich weit draußen lag, fast schon die Entfernung zu Habelook, was dem Leser jetzt wahrscheinlich nicht viel sagt. Es war zumindest weit. Leider hatten wir aber sowohl am Montag in Freude über den Besuch als auch am Dienstag in Wut über die Veräppelung vergessen Proviant zu kaufen, weshalb die Mittagspause ohne Mahlzeit verbracht worden wäre, hätte ich nicht noch die Sauerkrautdose im Kofferraum gehabt. So gab es also kaltes Sauerkraut zum Mittag, und weil die Dose nunmal offen war auch zum Abendessen, mit Cordon Bleu und Kartoffelbrei.
Donnerstags waren wir noch weiter außerhalb von Blenheim, und zuerst gab es Verwirrung, weil wir wohl dem falschen Supervisor gefolgt waren, denn für uns gab es hier eigentlich keine Arbeit… eigentlich, denn irgendwie hat es der Chef der dösigen Firma geschafft, uns einen Clippingjob zu besorgen. Das bedeutet, dafür zu sorgen dass die vom Wind heruntergedrückten Weinranken wieder aufgestellt werden, und mit einer Plastikklammer zwischen den gespannten Drähten fixiert werden. So konnten wir den ganzen Tag arbeiten, während unser falscher Supervisor wohl nur Arbeit für 3 Stunden hatte. Abends konnten wir uns dann richtig gönnen, und kauften Fladen, Heinz-Majo (alles andere ist nicht lecker hier), Hühnchen Salat und co, und machten uns richtig schöne Taccos.
An unserem letzten Arbeitstag, clippten wir wieder den ganzen Tag, und Christoph zauberte für uns abends einen wunderbaren Nudelauflauf.
Der Samstag war recht verregnet, und so verbrachten wir den Tag abgesehen von Waschgängen im Zimmer, und verabschiedeten nach und nach alle Leute aus dem Hostel, ein paar waren auch schon gestern gegangen. Es wurde immer ruhiger, und wir entspannten uns von der Arbeit, genossen noch einmal den Luxus von unbegrenzten heißen Duschen, dem Fernseher und der Küche.
Und schon war es Sonntag, unsere 3 Wochen in Blenheim waren um, und wir fuhren früh morgens nach Picton. Es war kalt und regnerisch, dennoch starteten wir eine kleine Wanderung auf einen der Berge, die die Bucht bilden, in der die Stadt liegt. Mit einem schönen, aber dunstigen Ausblick endete damit unsere Zeit auf der Südinsel, und wir tuckerten ein wenig später auf die Fähre. Der Seegang war ziemlich unangenehm, wir saßen aber im Kinosaal wo es die bequemsten Sitze gab. Ein paar Stunden später hatten wir die Cook Street hinter uns gelassen und fanden uns im Mc Donalds wieder, um einen Boss Burger zu essen, mit dem damals unser Aufenthalt in Wellington geendet hatte. Und hier hatten wir noch eine Menge zu tun…
Um 6:25 Uhr klingelte der Wecker und erinnerte uns, dass das schöne Wochenende nun vorüber war, und fünf arbeitsreiche Tage vor uns lagen. Jeden Morgen frühstückten wir in aller Ruhe, tranken frischen Tee dazu, und nach dem die Zähnchen geputzt waren fuhren wir mit dem Sonnenaufgang im Nacken zu den Weinanbaugebieten im Westen Blenheims. Im morgentlichen Verkehr fuhren wir vier Autos schön brav hintereinander, der Beifahrer immer damit beschäftigt, sich mit Sonnencreme schon mal gegen die Sonne zu wappnen.
Montag und Dienstag waren wir komplett mit „Skirting“ beschäftigt, also dem Freischneiden der Stämme, was schon letzte Woche unsere Aufgabe war. Mit Musik im Ohr wurde man schnell zynisch, als der Job zu gefühlt hundertsten Mal erklärt wurde, die Deutschen unter uns begannen schon „Dinner for One“ zu zitieren, „Jaja, schonklar, same precedure as every year“. Am Mittwoch sehnten wir uns aber schlagartig diese Arbeit zurück, denn nun war „Weeding“ unsere Aufgabe, also Unkraut jäten. Man stelle sich vor wie vierzehn Leute bei sengenden dreißig Grad sieben Kilometer alle anderthalb Meter sich bückend über die Felder schleichen, und mit einer verdammten Rosenschere kleine Triebe der Weinreben und hohes Gras schneiden. Man scheint hier noch nie etwas von Motorsensen gehört zu haben, denn auf die Frage, warum wir das machen müssen kam die Antwort, dass das Gift nicht effektiv genug sei. Das schreien unserer Rücken mischte sich mit dem der Möwen, die die einzige Geräuschquelle in den Vineyards sind, mal ganz abgesehen von den Geschützdonnerschlägen, die die Vögel vertreiben sollen. In regelmäßigen Abständen mischt sich also der dumpfe Knall des Vogelschrecks mit der Musik, eine kleine Abwechslung in der Monotinie.
Am Donnerstag wurde dieser Monotonie zum Glück auch die körperliche Anstrengung genommen, auch wenn sich am Freitag schon einiger wieder nach dem „Weeding“ sehnten, warum ist mir allerdings völlig schleierhaft. Unsere nun folgende Aufgabe war die sogenannte „Second Seed“, also die später gewachsen noch grünen Trauben von den schon Süßen zu trennen, also rannten wir die beiden tage in einem angenehm schnellen Tempo durch die Reihen, und suchten mit nach oben streichelnden Bewegungen nach den unreifen Beeren und zupften diese von den Ästen.
Die Handschuhe klebrig von den falsch gegriffenen Trauben war dann Freitag endlich Feierabend, im wahrsten Sinne, denn zwei unserer Kollegen aus dem Hostel hatten Geburtstag. Durch ausgeprägten Schlafentzug entzog ich mich allerdings schon um halb 11 der Party.
Erwähneswert sind auf jeden Fall auch unsere abendlichen kulinarischen Köstlichkeiten, denn dank des „Pack n’ Saves“, der direkt auf unserem Arbeitsweg liegt, konnten wir nach dieser immer einkaufen, worauf wir gerade Lust hatten. So gab es am Dienstag frische Hamburger für beide, was Chris am folgenden Tag gleich nochmal machte, während ich einen hervorragenden Linseneintopf kochte. Dank der etwas zu groß geratenen Portion bekam jeder im Hostel der wollte eine Schüssel und wurde lobend von allen verdrückt. Am Donnerstag gab es einen Nudelsalat, der auch am Freitag noch einmal zum Einsatz kam, da wir dort mit dem hosteleigenen Grill ein schönes BBQ mit Steak und gegrilltem Sweetcorn (Mais) veranstalteten.
Am Samstag schliefen wir erst einmal kräftig aus, packten dann unsere Sachen zusammen und brunchten um 11 Uhr im Pollard Park. Dieser war außergewöhnlich voll, da dort gerade ein Culturefestival stattfand, wo verschiedene polyponesische Gruppen Tänze aufführten, während es an Imbisswagen chinesische, thailändische, und mexikanische Leckereien zu kaufen gab. Wir hatten aber unser Frühstück dabei (und auch kein Bargeld, dass man hier eh nicht braucht), dem wenig später auch Eva und Julia mit einem Mädchen aus dem Hostel beiwohnten. Wir schauten uns ein paar Shows an, sondierten das Essensangebot und trennten uns dann um 2 schon wieder, da wir Jungs noch ei bisschen Haushaltsarbeit vor uns hatten.
Alle Klamotten wurden kräftig durchgewaschen und aufgehängt, und unser Auto bekam eine kleine Grundreinigung. Der Kofferraum wurde aufgeräumt, und die Fußmatten in Ermangelung eines Staubsaugers kräftig ausgeklopft.
Abends bestellten wir dann übers Internet Pizza für unser Zimmer, und mit sechs dampfenden Pizzen im Arm und einem langen Laberabend in größerer Runde endete dann auch dieser Tag.
Den Sonntag konnten wir dann wirklich ausgiebig gammeln, was wir bei herrlichem Wetter auch wieder im Pollard Park taten, der nicht so weit von unserem Hostel entfernt liegt. Nachmittags kamen Eva und Julia noch vorbei, wir lagen im Gras und genossen das Wochenende, bis die beiden nach Motueka aufbrechen wollten, da Eva dort am nächsten Tag einen Skydive, sprich einen Fallschirmsprung unternehmen wollte. In guter alter „Wir-machen-heute-nichts Manier“ kauften wir uns auch an diesem Abend eine Pizza, allerding beim Konkurrenzunternehmen PizzaHut, Abwechslung muss ja auch sein.
26.02 2017
Wir saßen noch beim Frühstück, das heute etwas später ausfiel als unter der Woche, da spazierten Eva und Julia in unsere Küche. Nachdem beide einen Tee in der Hand hielten überlegten wir, was wir hier so machen könnten. Mit seinen knapp 24.000 Einwohnern ist Blenheim zwar eine der größten Städte hier, das Freizeitprogramm ist aber tatsächlich recht dünn. Glücklicherweise entdeckten wir auf CamperMate einen kleinen Aktivitäten-Button: „Farmers Market – every Sunday”. Perfekt, da gehen wir hin! Tee leer getrunken und ab in die Autos.
Wir hielten vor einer Backsteinmauer, die den Marktplatz einfasste. Darin befanden sich an die 30-40 Buden, von Imbisswagen, über Obstständen, Huterkäufern bis zum Bäckerwagen war alles vertreten und natürlich musste beim letzteren etwas gekauft werden. Das Wetter war leider bedeckt, grauer Himmel und die wenigen Buden ließen unseren Abstecher zum Markt kurz bleiben.
Wir parkten unsere Autos wieder beim Station Backpackers und gingen in die Stadt, das ist hier nämlich (kann man Gott sei Dank hier sagen?) möglich, da die Läden auch Sonntags geöffnet haben.
Dann halt es, ein Workinghostel auch für die Mädchen zu organisieren, da unseres allerdings leider voll war, mussten wir ein anderes suchen. So gingen wir zum Blenheim Backpackers, das allerdings auch voll war. Im nahen Seymore Square wurde recherchiert und telefoniert, das Arbeitsangebot war allerdings nicht sonderlich groß, genauer: nicht vorhanden. Schlussendlich quartierten sich die Mädchen im „Swampys Backpacker” ein, und wir fuhren zurück zu unserem schönen Hostel, begrüßt von Schauergeschichten der dreckigen Küche bei den Mädchen (die allerdings am nächsten Tag glücklicherweise geputzt wurde). Mit der Hoffnung, die beiden würden Arbeit finden schliefen wir dann alle irgendwann ein.
25.02 2017
Wochenende! Die Arbeit ist fürs erste geschafft, wir konnten heute also entspannt ausschlafen. Leider bin ich schon um 7 wach gewesen, und bin ziemlich zügig aufgestanden, um das Frühstück draußen auf unserer Terrasse zu genießen. Die Sonne scheint auf den Rücken, vor mir kalte Milch und ein schönes Weißbrot mit Nutella, perfekt. Etwas später ist dann auch Chris wach, wir sitzen mit André, Jannik und dem Holländer draußen und freuen uns über das gute Wetter. Weil wir alle zum Strand wollen verabreden wir uns für 1 Uhr dort, wir müssen noch waschen und in der Zeit wollten Jannik und der Holländer mit dem Fahrrad vor fahren, André wollte im Hostel bleiben. Nachdem dann unsere Wäsche blitzblank und aufgegangen war setzten wir uns ins Auto und fuhren an einen Fishing Spot vor Blenheim, wo wir uns verabredet hatten.
Es war sehr windig, und dadurch überraschend kalt, aber der Strand wirkte durch die Bucht, in der Blenheim liegt endlos. Kleine Kieselsteine bilden den ufernahen Bereich, werden aber je weiter man vom Wasser weg geht größer. Es liegt ein Haufen Treibholz herum, aber auch Strandgut wie Angelschnur und Haken, aus denen sich der Holländer (Kevin, wie ich gerade erfahren habe), gleich eine Angel bastelte und sein Glück versuchte.
Chris und ich wollten bevor wir angeln gehen wollten noch schnell einen kleinen schattigen Unterstand aus dem Treibholz bauen, was für über zwei Stunden unsere Aufmerksamkeit erforderte – wenn man baut, dann auch stabil.
Also erstmal Löcher für das Fundament buddeln, Baumstämme darin versenken, daraus dann schlussendlich dreibeinige Stützen bauen, darauf einen weiteren Mast als Dachfirst, und dann lange gerade Stöcke für den Sonnenschutz suchen.
Als wir damit dann fertig waren und wir gerade die Angel ausgepackt hatten, kam die Nachricht von Eva und Julia, dass sie jetzt in Blenheim seien, und gerade im Pollard Park seien. Wir packen also zusammen und fahren los, sehen die beiden aber keine 300 Meter weiter vor einem Hostel zufällig und steigen in die Eisen. Wir verabredeten uns für in einer halben Stunde im Park, wir mussten noch duschen und brachten bei der Gelegenheit auch gleich 6 Dominos Pizzen mit, die wir dann in gemütliche Runde verspeisten. Wir quasselten bis spät in die Nacht und fuhren dann noch in unser Hostel, Bund quasselten dort weiter.