Die zweite Woche Blenheim

Um 6:25 Uhr klingelte der Wecker und erinnerte uns, dass das schöne Wochenende nun vorüber war, und fünf arbeitsreiche Tage vor uns lagen. Jeden Morgen frühstückten wir in aller Ruhe, tranken frischen Tee dazu, und nach dem die Zähnchen geputzt waren fuhren wir mit dem Sonnenaufgang im Nacken zu den Weinanbaugebieten im Westen Blenheims. Im morgentlichen Verkehr fuhren wir vier Autos schön brav hintereinander, der Beifahrer immer damit beschäftigt, sich mit Sonnencreme schon mal gegen die Sonne zu wappnen.

Montag und Dienstag waren wir komplett mit „Skirting“ beschäftigt, also dem Freischneiden der Stämme, was schon letzte Woche unsere Aufgabe war. Mit Musik im Ohr wurde man schnell zynisch, als der Job zu gefühlt hundertsten Mal erklärt wurde, die Deutschen unter uns begannen schon „Dinner for One“ zu zitieren, „Jaja, schonklar, same precedure as every year“. Am Mittwoch sehnten wir uns aber schlagartig diese Arbeit zurück, denn nun war „Weeding“ unsere Aufgabe, also Unkraut jäten. Man stelle sich vor wie vierzehn Leute bei sengenden dreißig Grad sieben Kilometer alle anderthalb Meter sich bückend über die Felder schleichen, und mit einer verdammten Rosenschere kleine Triebe der Weinreben und hohes Gras schneiden. Man scheint hier noch nie etwas von Motorsensen gehört zu haben, denn auf die Frage, warum wir das machen müssen kam die Antwort, dass das Gift nicht effektiv genug sei. Das schreien unserer Rücken mischte sich mit dem der Möwen, die die einzige Geräuschquelle in den Vineyards sind, mal ganz abgesehen von den Geschützdonnerschlägen, die die Vögel vertreiben sollen. In regelmäßigen Abständen mischt sich also der dumpfe Knall des Vogelschrecks mit der Musik, eine kleine Abwechslung in der Monotinie.
Am Donnerstag wurde dieser Monotonie zum Glück auch die körperliche Anstrengung genommen, auch wenn sich am Freitag schon einiger wieder nach dem „Weeding“ sehnten, warum ist mir allerdings völlig schleierhaft. Unsere nun folgende Aufgabe war die sogenannte „Second Seed“, also die später gewachsen noch grünen Trauben von den schon Süßen zu trennen, also rannten wir die beiden tage in einem angenehm schnellen Tempo durch die Reihen, und suchten mit nach oben streichelnden Bewegungen nach den unreifen Beeren und zupften diese von den Ästen. 

Oben rechts: zu entfernen; Unten rechts: Dran lassen

Die Handschuhe klebrig von den falsch gegriffenen Trauben war dann Freitag endlich Feierabend, im wahrsten Sinne, denn zwei unserer Kollegen aus dem Hostel hatten Geburtstag. Durch ausgeprägten Schlafentzug entzog ich mich allerdings schon um halb 11 der Party.
Erwähneswert sind auf jeden Fall auch unsere abendlichen kulinarischen Köstlichkeiten, denn dank des „Pack n’ Saves“, der direkt auf unserem Arbeitsweg liegt, konnten wir nach dieser immer einkaufen, worauf wir gerade Lust hatten. So gab es am Dienstag frische Hamburger für beide, was Chris am folgenden Tag gleich nochmal machte, während ich einen hervorragenden Linseneintopf kochte. Dank der etwas zu groß geratenen Portion bekam jeder im Hostel der wollte eine Schüssel und wurde lobend von allen verdrückt. Am Donnerstag gab es einen Nudelsalat, der auch am Freitag noch einmal zum Einsatz kam, da wir dort mit dem hosteleigenen Grill ein schönes BBQ mit Steak und gegrilltem Sweetcorn (Mais) veranstalteten.

Eis gabs nach der Arbeit auch irgendwann
Linseneintopf, noch besser als er aussieht
Von Rechts: André,Steak, Mais, Jannik, Chris, Sven

 Am Samstag schliefen wir erst einmal kräftig aus, packten dann unsere Sachen zusammen und brunchten um 11 Uhr im Pollard Park. Dieser war außergewöhnlich voll, da dort gerade ein Culturefestival stattfand, wo verschiedene polyponesische Gruppen Tänze aufführten, während es an Imbisswagen chinesische, thailändische, und mexikanische Leckereien zu kaufen gab. Wir hatten aber unser Frühstück dabei (und auch kein Bargeld, dass man hier eh nicht braucht), dem wenig später auch Eva und Julia mit einem Mädchen aus dem Hostel beiwohnten. Wir schauten uns ein paar Shows an, sondierten das Essensangebot und trennten uns dann um 2 schon wieder, da wir Jungs noch ei bisschen Haushaltsarbeit vor uns hatten. ​
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Ein Tanz mit hölzernen Speeren

Alle Klamotten wurden kräftig durchgewaschen und aufgehängt, und unser Auto bekam eine kleine Grundreinigung. Der Kofferraum wurde aufgeräumt, und die Fußmatten in Ermangelung eines Staubsaugers kräftig ausgeklopft.

Abends bestellten wir dann übers Internet Pizza für unser Zimmer, und mit sechs dampfenden Pizzen im Arm und einem langen Laberabend in größerer Runde endete dann auch dieser Tag.
Den Sonntag konnten wir dann wirklich ausgiebig gammeln, was wir bei herrlichem Wetter auch wieder im Pollard Park taten, der nicht so weit von unserem Hostel entfernt liegt. Nachmittags kamen Eva und Julia noch vorbei, wir lagen im Gras und genossen das Wochenende, bis die beiden nach Motueka aufbrechen wollten, da Eva dort am nächsten Tag einen Skydive, sprich einen Fallschirmsprung unternehmen wollte. In guter alter „Wir-machen-heute-nichts Manier“ kauften wir uns auch an diesem Abend eine Pizza, allerding beim Konkurrenzunternehmen PizzaHut, Abwechslung muss ja auch sein.