06.-12.03. 2017
Am Montag beschloss ich dass es wegen der Eintönigkeit der Arbeit viel spannender wäre, über das Abendessen zu schreiben. Dies stellte sich allerdings schnell als nicht ganz folgerichtig heraus, als es um Punkt 2 Uhr hieß:„Die Arbeit für heute ist getan, ihr könnt hier nicht mehr arbeiten, geht nach Hause!” Drei Stunden früher Feierabend zu haben ist weis Gott nicht das schlechteste, auch wenn uns damit etwas Geld flöten geht.
Die frohe Kunde wurde sofort an Eva und Julia übermittelt, die bekanntermaßen heute von Motueka wieder nach Blenheim kommen wollten, um danach gen Fähre zu fahren. Diese Gelegenheit müsste natürlich kurz zusammen gefeiert werden, und so trugen die beiden uns auf, einen Apfelkuchen zu besorgen, quasi als Arbeitsersatz. Bekanntermaßen kann man sich auf die neuseeländische Backkunst nicht sehr verlassen, so beschlossen wir, dem Anlass angemessen, selbst für die Verpflegung der beiden Mädchen zu sorgen.
Wir fuhren also gleich auf dem Nachhauseweg einkaufen, neben Gemüse und Äpfeln auch Backpulver und Zucker – Mehl war noch vorrätig.
Umgehend gingen wir also in die schöne Hostelküche, in dem Gäste strengstens verboten sind, und rührten den Teig für unsere an. Wir kochten ein schönes Apfelmus ein, verfeinerten dieses mit Rosinen aus der Studentenfutterpackung und legten den Mürbeteig in unseren Alukochtöpfen aus, man muss da schon flexibel sein, wenn man kein Backblech hat.
Gerade als der Kuchen dampfend auf dem Ofen kam, und wir vor dem Backpackers auf die Mädchen warteten, rollte die Queen vor.
Natürlich wurden wir erst einmal ausgiebig über den absolvierten Fallschirmsprung von Eva informiert, der doch ein gewissen Nachahmungswunsch hervorrief. Die Zeit ging viel zu schnell rum, und nachdem dann auch der zweite Kuchen verputzt war, hieß es schon wieder Abschied nehmen.
So blieb uns allerdings genügend Zeit, aus dem heute gekauften Gemüse eine schöne kräftige Gemüsesuppe zu kochen, die mit Selbstlob so gut war, dass wir trotz des Kuchen die gesamten zwei Liter aufaßen.
Der Dienstag begann wie zuvor, wir standen um 6 Uhr auf, frühstückten, machten uns fertig und saßen pünktlich im Auto, bereit uns von der Crew abholen und zum Vineyard fahren zu lassen. Und das trotz des leichten Nieselregens. Doch 5 Minuten später war der Arbeitertrupp noch nicht da, auch 10, 15 oder 30 Minuten noch nicht. Sie tauchten einfach nicht auf. Schließlich und endlich gingen wir alle zurück ins Hostel, und der Waliser rief bei der Firma an, was denn los sei. Das Ergebnis war unfassbar. Unser Supervisor, den wir am Montag neu bekommen hatten, da der andere wieder in Indonesien ist, hatte uns verarscht. Dieser behauptete nämlich, dass wir wegen des Regens nicht arbeiten wollten, und nicht vor dem Hostel gewartet hätten, was natürlich eine infarme Lüge war. So waren wir gezwungen, auf einen ganzen Tag Einkommen zu verzichten, im Hostel zu gammeln (es war ja „schlechtes” Wetter) und den Tag irgendwie rum zu bekommen. Gegen den Frust müsste erst einmal eine Pizza zum Mittagessen her. Abends gab es dann Pommes für beide, während Chris sich dazu noch ein Brathähnchen und ich mir Hoki-Fisch Filets kaufte, was die Stimmung dann doch deutlich hob, denn das Essen war köstlich.
Als am Mittwoch die Crew wieder mit einer halben Stunde Verspätung auftauchte waren wir doch entsprechend wütend. Das Auto kam herbeigesaust, und alle Autos starten und fahren los. Alle Autos? Nein, ein weißer Toyota Estima namens Hugo wiedersteht dem Gruppenzwang und leistet Widerstand… die halbe Stunde Licht anlassen hatte ihn vollends ausgeknockt. Glücklicherweise hatten wir gestern in unserer Langeweile alle Facebookkontakte ausgetauscht, sonst wäre der Konvoi auf nimmer Wiedersehen ohne uns davongefahren. So kamen Justin und Jesse, zwei Jungs aus der Gegend Bremen zurück, und gaben uns Starthilfe mit dem Kabel, dass wir glücklicherweise damals in Nelson gekauft hatten. So kamen wir doch zur Arbeit, die diesmal wirklich weit draußen lag, fast schon die Entfernung zu Habelook, was dem Leser jetzt wahrscheinlich nicht viel sagt. Es war zumindest weit. Leider hatten wir aber sowohl am Montag in Freude über den Besuch als auch am Dienstag in Wut über die Veräppelung vergessen Proviant zu kaufen, weshalb die Mittagspause ohne Mahlzeit verbracht worden wäre, hätte ich nicht noch die Sauerkrautdose im Kofferraum gehabt. So gab es also kaltes Sauerkraut zum Mittag, und weil die Dose nunmal offen war auch zum Abendessen, mit Cordon Bleu und Kartoffelbrei.
Donnerstags waren wir noch weiter außerhalb von Blenheim, und zuerst gab es Verwirrung, weil wir wohl dem falschen Supervisor gefolgt waren, denn für uns gab es hier eigentlich keine Arbeit… eigentlich, denn irgendwie hat es der Chef der dösigen Firma geschafft, uns einen Clippingjob zu besorgen. Das bedeutet, dafür zu sorgen dass die vom Wind heruntergedrückten Weinranken wieder aufgestellt werden, und mit einer Plastikklammer zwischen den gespannten Drähten fixiert werden. So konnten wir den ganzen Tag arbeiten, während unser falscher Supervisor wohl nur Arbeit für 3 Stunden hatte. Abends konnten wir uns dann richtig gönnen, und kauften Fladen, Heinz-Majo (alles andere ist nicht lecker hier), Hühnchen Salat und co, und machten uns richtig schöne Taccos.
An unserem letzten Arbeitstag, clippten wir wieder den ganzen Tag, und Christoph zauberte für uns abends einen wunderbaren Nudelauflauf.
Der Samstag war recht verregnet, und so verbrachten wir den Tag abgesehen von Waschgängen im Zimmer, und verabschiedeten nach und nach alle Leute aus dem Hostel, ein paar waren auch schon gestern gegangen. Es wurde immer ruhiger, und wir entspannten uns von der Arbeit, genossen noch einmal den Luxus von unbegrenzten heißen Duschen, dem Fernseher und der Küche.
Und schon war es Sonntag, unsere 3 Wochen in Blenheim waren um, und wir fuhren früh morgens nach Picton. Es war kalt und regnerisch, dennoch starteten wir eine kleine Wanderung auf einen der Berge, die die Bucht bilden, in der die Stadt liegt. Mit einem schönen, aber dunstigen Ausblick endete damit unsere Zeit auf der Südinsel, und wir tuckerten ein wenig später auf die Fähre. Der Seegang war ziemlich unangenehm, wir saßen aber im Kinosaal wo es die bequemsten Sitze gab. Ein paar Stunden später hatten wir die Cook Street hinter uns gelassen und fanden uns im Mc Donalds wieder, um einen Boss Burger zu essen, mit dem damals unser Aufenthalt in Wellington geendet hatte. Und hier hatten wir noch eine Menge zu tun…