Rotoura 

Ganz der mittlerweile auffälligen 2-Tagesregel war es heute wieder deutlich besseres Wetter als gestern, denn da war der Himmel doch recht bedeckt gewesen. Heute strahlte die Sonne mit uns um die Wette, denn heute stand die lang geplante Aktion bevor: wir wollten Raften gehen! Und zwar in Rotoura, was allerdings 2 Stunden von Taupo in nördlicher Richtung liegt.Also frühstückten wir und verabschiedeten uns um halb zehn von Jannes, der die letzten Tage ein überaus angenehmer und freundlicher Reisegefährte gewesen war, und fuhren los, dem Abenteuer entgegen.

Mit präziser deutscher Pünktlichkeit rollten wir auf den Parkplatz des Raftinganbieters – eine Stunde zu früh. Das warten viel uns aber leicht, denn gegenüber des Gebäudes gab es einen hölzernen Steg, auf dem wir die morgendlich-mittägliche Sonne genossen.

Als es dann soweit war wurden wir in eine Art Garten geführt, in dem ein Ständer mit Neoprenanzügen, Neoprenschuhen und Helmen, von dem jeder je ein Exemplar zur Anprobe gereicht bekam. Ziemlich warm eingepackt (was an diesem sonnigen Tag gar nicht soo angenehm war) führen wir dann mit einem kleinen Bus und den Schlauchbooten im Schlepptau zu dem Fluss, auf dem die wilde Fahrt stattfinden sollte. Wir vier bekamen unser eigenes der sechs Boote, und dazu noch eine Bootsführerin, Toni, was auch ganz praktisch war.

Nach kurzer Instruktion wurden wir auch schon aufs Wasser gelassen, Eva und Julia im Bug, Chris direkt hinter den beiden auf der rechten Seite, danach ich auf der Linken, im Heck Toni.

Die Fahrt begann mit einer kurzen Wiederholung der Befehle, bis wir um eine Kurve glitten, und eine verwitterte Struktur aus dem Wasser ragen sahen. Dort landeten wir an, und durften aus dem Boot krabbeln. Bei der besagten Struktur handelte es sich um ein im Jahre 1901 eröffnetes Wasserkraftwerk, dass allerdings nur dreißig Jahre bestand, bis es von einer Springflut hinwegfegt wurde. Deshalb konnten wir nun von den Betonblöcken in den Strom springen, und uns auf der anderen Flussseite in das Schlauchboot zurückhangeln. Es folgte eine kleine Stromschnelle, in der wir unser Gleichgewicht austesten konnten – aufrecht stehend wurde sie von uns allen gemeistert. Und dann kam er, der größte der Okere Falls, der höchste weltweit raftbare Wasserfall. Wir paddelten direkt darauf zu, und auf Kommando kauerten wir alle auf dem Boden des Bootes, und rauschten den Wasserfall hinunter. Das Wasser zerstob in tausende Tropfen als unser Gefährt lautlos aber mit schreienden Insassen auf die Oberfläche schlug, bis zur Gänze unter dieser versank und bedrohlich kippend wie ein Korken wieder nach oben schnellte. Aber wir schafften es, ohne zu kentern, oder jemanden der Crew an den Fluss zu verlieren. Das letze Boot unserer kleinen Flottille hatte da leider nicht so viel Glück (oder war es Talent?) wie wir, kenterte und alle Insassen nahmen ein kräftiges Bad im aufgeschäumten Wasser.
Nachdem diese Passage geschafft war, blieb noch eine Menge Zeit für Blödelein. Bei der nächsten Stromschnelle wurde ich prompt als lebende Galionsfigur an den Bug gesetzt. Genauso prompt verlor ich aber auch das Gleichgewicht und plumpste nicht gerade elegant ins Boot zurück, was natürlich für allgemeine Erheiterung sorgte. Auch die beiden Mädchen wurden nach der nächsten Stromschnelle beide auf den Vorderen Teil des Bootes gesetzt, und währen sie dort stolz thronten paddelten Chris, Toni und ich auf die Stromschnelle von unten her kommend zu, bis das Wasser, das über einen Vorsprung floss das Boot erfasste, und wie ein Geschoss nach hinten weg flippen lies. Man kann sich das so ungefähr vorstellen: das Wasser ist eine Münze, mit der eine andere Münze, die unser Boot darstellt, wegschnippt. Rückartig schossen wir nach Hinten, was total lustig war.

Nach zwei Stunden war unser kleines Abenteuer leider auch schon wieder vorbei, wir paddelten ans Ufer, und trugen zu viert das Boot aus unseren Köpfen zum nahen Anhänger. Ein wenig später saßen wir umgezogen auf einem Sofa vor einem Fernseher, auf dem die Fotos unserer Tour gezeigt wurden. Diese bekamen wir dann auch ausgehändigt, und können in Bälde auch hier betrachtet werden.
Nach diesem Erlebnis war uns nicht all zu sehr nach Stadteerkundung, zumal die Mädchen hier ja schon häufiger waren. Wir fuhren also in einen Park, und machten es uns mit einem Buch für den Rest des Nachmittags auf der Wiese bequem. Das interessante an Rotoura ist, dass die ganze Stadt auf einem vulkanisch aktiven Gebiet erbaut ist, was man überall sieht – und vor allem riecht. In diesem Park gab es einige Schlammpools, die durch die Erdwärme schwefelig blubberten, und die wir natürlich anschauten. In ein künstliches Becken konnte man seine Füße in das fast schon heiße Wasser strecken, und die Wärme genießen.

Dann ging es zu unserem Campingplatz am Lake Rotoura, und machten leckere Kartoffelpuffer zu Abend, und lagen dann im Auto und schauten einen Film, nachdem es draußen zu frisch geworden war.

Den höchsten raftbaren Wasserfall hinunter
Versenkt!
Geschafft

Hallo!
Hinter dem Vorhang aus Wassere sitzen Eva und Julia
Badewannenfahrt

Ein erster Vorgeschmack
22.03 2017
Da die Mädchen Rotoura schon gesehen haben fuhr die Gruppe heute getrennt vom Campingplatz in die Stadt. Während die Queen gen Library rollte, parkten wir vor der ISite und informierten uns über die Attraktionen der Stadt. Und davon gab es, wie wir natürlich schon wussten, mehrere ganz besondere…

Rotoura ist nämlich nicht nur ein vulkanisches Gebiet, sondern auch einer der Hotspots der Maori-Kultur in Neuseeland. Zwei Maorizentren gibt es in der Stadt, eines davon ist eine seit 300 Jahren bewohnte Siedlung, mit dem Namen „Whakarewarewa”, und genau dahin waren wir unterwegs.

Das Dorf ist kein Museumsdorf, in dem alte originale Behausungen gesammelt und nebeneinander gestellt werden, sondern ein normales Dorf, bewohnt von fast normalen Menschen, die sich nur davon unterscheiden, dass sie ein paar hundert Jahre vor den Europäern auf der Insel gelandet sind. Trotzdem sind die Häuser im europäischen Stil errichtet, und sind keine Hütten oder ähnliches, wie man es bei einem Eingeborenenstamm vorstellen könnte.

Wir waren pünktlich zur Führung um 12 Uhr im Dorf angekommen, und nahmen an dieser selbstverständlich Teil. Eine ältere Maori-Dame sollte uns die nächste Stunde auf eine Reise durch ihr Dorf, durch ihre Kultur mitnehmen.

Die erste Attraktion war eine katholische Kirche aus dem Jahre 1901, was hier schon fast als wirklich alt gilt. Sie war ziemlich klein, das interessante an ihr war vielmehr der Friedhof, der sich um die Kirche gebildet hatte.

Wegen eines britischen Gesetzes, Leichname 6 Fuß unter der Erde zu vergraben (ein Relikt aus der Zeit der Pest und als Sicherheitsabstand zwischen infizierten Töten und den Lebenden gedacht), war dieser Friedhof nämlich einigermaßen kurios. Durch die Vulkanquellen, auf denen das ganze Dorf steht (und die extrem wichtig für die Gemeinschaft sind), haben die Maori schlichtweg keine 6 Fuß Platz nach unten. Die Lösung? Die Gräber nach oben bauen. Wie Statuensockel ragen die Gräber fein säuberlich nebeneinander weis getüncht aus dem Boden, immer so, dass der Tote exakt 6 Fuß „unter” der Erde liegt.

Etwas anders verhält sich das jedoch mit den Gräbern der Chiefs, denn da diese als besonders wichtige und schlaue Personen gelten, waren sie von Feinden immer begehrt, und das am liebsten tot. Die Maori glauben nämlich an „Mana”, die Übergabe von Geist, Wissen und Körperkraft beim Verzehr seines Kontrahenten. Jeder verspeiste Krieger stärkte also nach diesem Glauben seine eigene Kraft.

Weil nun der Chief der größte und schlauste Krieger im Dorf ist, muss er besonders gut vor Feinden geschützt sein, erst recht, wenn er schon tot ist. Deshalb sind alle Häuptlingsgräber leer. Nach einer Totenfeier geht die Familie zu einem Totenmahl, und gleichzeitig bringen 6 Krieger den Toten in eine Höhle und verstecken ihn, so dass niemand weis, wo der Clanchef nun wirklich liegt.

So viel zum Friedhof, weiter geht’s auf der Tour, zu einem gigantischen Geysir, genauer zweien davon, die direkt nebeneinander liegen. Der kleine heißt „Prince of Wales”, wie ein Museum in Mumbai, den Namen des 30 Meter hohen ist leider nicht hängen geblieben. Vor ihnen liegt ein strahlend blauer See, in den dich das Wasser sammelt, dass grob alle Stunde ausbricht.

Und schon ging es wieder weiter durch das Dorf, in dem unsere Führerin über kurz oder lang mit jedem Verwand ist (was auch kein Wunder ist, viele Mütter haben hier zwischen 10 und 24 Kinder, wie sie uns stolz erzählt).

Wie eben schon berichtet liegt das ganze Dorf auf geothermalen Quelle , weshalb nicht nur der Boden mancherorts angenehm warm ist, sondern auch an jeder Ecke schwefeliger Dampf aus dem Boden steigt. Genau deshalb ist die Lage des Dorfes aber so unglaublich genial, wie man bei unserer nächsten Station sehen konnte: der Küche.

Diese war ein knapp fünfzig Zentimeter tiefes rechteckiges Loch, einen Meter breit, einen Meter lang. Eine hölzerne Verschalung hielt die Erde draußen, und auf der Öffnung lag eine große Holzplatte. Das geniale an dieser Konstruktion, die an sich selbst gar nichts geniales hat, ist, dass sie direkt über einer geothermalen Quelle errichtet wurde. Der heiße Dampf steigt auf, dringt durch die Ritzen im Holz, sammelt sich in der Box und gart das Essen langsam durch, wie ein Dampfgarer.

Auch an anderer Stelle wird das warme Wasser genutzt, und zwar im öffentlichen Bad des Dorfs. Über einen kleinen Kanal wird fast hundert Grad heißes Wasser aus einem Hotpool auf eine große steinerne Fläche geleitet, wo es etwas abkühlt. Von dieser Fläche führen wieder einzelne Rinnen in in den Fels gehauene Badewannen, die so direkt befüllt werden können. Innerhalb einer Stunde ist die Badewanne randvoll mit heißem Wasser, ohne dass dafür Öl oder Strom verbraucht wurde.

Vor dem großen und reichlich geschmückten Gemeindehaus des Ortes endete unsere Führung, die extrem interessant war, und nur weiter zu empfehlen, sollte man mal in diese Ecke der Welt kommen. Noch mehr zu empfehlen ist allerdings dann auch das Essen aus der Steambox, wie die Küche sinnvollerweise genannt wird. Denn dieses watete auf uns im Anschluss.

Und das war ein Träumchen! Es gab Süßkartoffeln, normale Kartoffeln, Möhrchen, etwas Kohl, Sweetcorn (den es bei uns glaube ich leider nicht gibt) und Rind sowie Hühnerfleisch. Alles Butterweich gegart und so, dass ich bei der Erinnerung gleich wieder Hunger bekomme. So schlemmten wir in dem Restaurant des Dorfes und ließen es uns so richtig schmecken. Als dann noch der Nachtisch kam waren wir super happy.

Es gab auch einen Teil des Dorfes, den man auch ohne Führung auf eigene Faust erkunden konnte, was wir natürlich taten. Dort gab es dampfende Seen, aus denen kleine Inseln mit Schnitzereien herausragten, was eine ziemlich mystische Szenerie darstellte. Wir spazierten also ein bisschen herum, sagen auch die anglikanische Kirche und gingen dann zurück zum Haupthaus. Dort hatte sich vor knapp 120 Jahren (oder so) der mächtige Häuptling dem Problem zu stellen, sein Dorf den beiden Religionen zu öffnen. Vor ihm stand sein ganzes Dorf, dass er ganz einfach den Religionen so zuordnete, wie sie gerade standen. Die linke Hälfte wurde anglikanisch, die Rechte katholisch.

Das letzte Highlight des Dorfes war die Kulturtanzgruppe des Dorfes, die neben dem obligatorischen Haka, dem Kriegstanz, auch Liebeslieder und Legenden vortanzten und sangen. Ein würdiger Abschluss für ein tolles Erlebnis.

Dann hieß es auch schon wieder Abschied nehmen von Rotoura, denn morgen war ja schon die nächste Reise geplant. Eine Reise in eine magische Welt.


Eingang zum Maori Dorf

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.