Um viertel vor 5 klingelt der Wecker und schmeißt uns aus dem Bett, die Zeit in Thailand ist um. Wir räumen das Zimmer noch etwas auf, frühstücken einen Joghurt, schultern unsere Backpacks und stapfen in den Morgen. Selbst um diese frühe Zeit ist es schon angenehm warm, die Vögel zwitschern und auch die Automotoren der Hauptstraße schwappen in unsere Seitengasse, die keinen Namen sondern nur eine Nummer hat: Lat Phrao (der Stadtteil) 34. Wir winken ein Taxi heran und fahren über die Mautstraße zum Flughafen, diesmal allerdings dem Neuen. Die Sonne geht gerade auf und taucht die Stadt in ihr orangenes Licht, während wir an Hochhäusern und Werbeplakaten vorbei ziehen.
Am Flughafen klappt diesmal ausnahmsweise alles reibungslos, kein Theater mit dem Visum (das hatten wir ja gestern Abend), Gepäck haben wir diesmal auch gebucht – alles läuft bestens. Wir „frühstücken“ noch je eine halbe Pizza, bevor es dann in den Flieger gen Colombo, Sri Lanka geht. Dort kommen wir auch um 11 Uhr Ortszeit an und landen mitten im grünen Dschungel, kein Haus weit und breit zu sehen. Ab jetzt heißt es warten. Sehr sehr lange warten… denn unser Flug geht erst um 23:40 Uhr weiter. Die ersten paar der 13 Stunden verbringe ich mit bloggen, dann wird es eintönig. Zuerst freue ich mich noch darüber, mit dem Pakistani neben mir ins Gespräch zu kommen, doch das ändert sich rapide als er das Thema auf einen nur allzu bekannten deutschen politischen Führer lenkt und die Meinung vertritt, dass er nur das Pech hatte von allen Leuten gleichzeitig nicht gemocht zu werden, er aber sonst in großartiger Staatsmann mit einer hochtechnisierten Armee gewesen sei. Kurz bevor mir der Kragen platzt und ich ihm für seine absolut bescheuerte Meinung eine reindonnere (die sich auch mit Fragen wie, wer wird den Krieg zwischen der EU und Russland gewinnen beschäftigt , oder dem „Fakt“ dass Deutschland Armeen anderer Staaten in die Bundeswehr eingliedere, was er mit „absolut verlässlichen Quellen“ aus dem Internet belegt) haue ich lieber ab und gehe wutschnaubend auf einer Bank am anderen Ende des Terminals schlafen.
Endlich geht es zähfließende Stunden später weiter, nicht einmal Essen gehen kann man hier günstig, ein Menü bei Burger King kostet 20 US-Dollar.
Im Flugzeug essen wir schnell den kleinen Snack und schlafen dann sofort ein. Ein wenig später landen wir dann sanft in Mumbai, im Gegensatz zu Indonesien geht die Einreise hier sehr schnell, wir sind die einzigen am Schalter für das E-Visum mit dem wir auch sehr schnell unsere Stempel im Pass sammeln können. Das ist das vielleicht einzig coole an der ganzen Grenzgängerei, die vielen Trophäen die man in seinem Pass sammelt. Wir müssen lediglich ein Foto von uns machen lassen und jeden Fingerabdruck scannen, schon sind wir am Gepäckband. Chris Rucksack kommt zuerst, von meinem fehlt jede Spur. Das Selbe bei einem Inder neben mir, der sich extrem aufregt und völlig verzweifelt ist, was er denn jetzt ohne Gepäck machen soll. Ich bleibe cool, die ganze Situation kenne ich ja schon, obwohl das mittlerweile fast sechs ganze Monate her ist. Mittlerweile ist es halb 3, mein Rucksack ist noch immer nicht da. Nach einer kurzen Beschreibung des Gepäckstückes kommt dem Flughafenmitarbeiter allerdings ein Gedanke und führt mich zum Büro, in dem Übergrößengepäck lagert. Und tatsächlich, dort liegt mein gigantischer grauer Seesack unversehrt und wartet auf mich. Noch mal Glück gehabt, im Gegensatz zu dem Inder, dessen kleiner Koffer taucht nämlich nicht mehr auf.
Als nächstes erwartet uns ein anderes Abenteuer: Geld abheben. Das ist nämlich hier wohl gar nicht so einfach. Es gibt nur drei Geldautomaten am Ankunftsterminal, und nachdem sich die ersten beiden als komplett leergeräumt herausstellen haben wir wenigstens beim Letzten Erfolg und kommen an Bargeld, denn hier läuft nichts ohne dieses.
Wir gehen zum Rikscha-Stand und wuchten unsere Backpacks in das kleine Gefährt, irgendwie finden wir darin auch noch Platz und schon knattern wir über die Straßen von Mumbai, die mir in ihrem Zustand wesentlich besser bekannt sind als der Flughafen, den ich nicht wiedererkenne. Wahrscheinlich sind wir an einem anderen Ausgang herausgekommen.
Der Rikschafahrer ist inzwischen von der Hauptstraße in eine kleine, verwinkelte, dunkle Gasse abgebogen und lässt uns vor einem Mäuerchen raus. Er deutet in eine unbestimmte Richtung und sagt, dass dort das Hostel liegt, kassiert das Geld und knattert auch schon wieder davon.
Da stehen wir nun, es ist vier Uhr morgens und keine Sau ist auf der Straße, den wir fragen könnten wo wir wirklich hinmüssen. So schmeißen wir erst einmal die Rucksäcke auf den Boden und überlegen. Neben uns ist ein Mehrfamlilienhaus, in dessen Eingang unter der Treppe ein Mann auf einer Matratze schläft. Wir überlegen eine geschlagene Viertelstunde, ob wir ihn wecken sollen, da hören wir das erlösende Knattern eines Motorradmotors. Ein Vater mit seinem Sohn kommt angebraust und steigt genau beim Haus gegenüber ab. Wir rennen natürlich sofort hin und fragen, wo denn das „Anjali Homestay“ wäre, unser Hostel. Er deutet auf den Eingang mit dem schlafenden Mann und sagt als wäre es das selbstverständlichste der Welt: „Na dort in dem Haus, zweiter Stock“
Wir schleichen uns also an dem Schläfer vorbei, so gut das eben mit zwei fünfundzwanzig Kilo Säcken geht und klingeln im Hostel. Ein völlig verpennter Inder (wer kanns ihm verdenken) öffnet und begrüßt uns trotz der späten Stunde freundlich. Wir tragen uns schnell in das Gästebuch ein und gehen dann in unser Zimmer, das ungefähr so groß ist wie unser Bad in Bangkok. Wir lassen uns auf die Betten fallen und schlafen in Nullkommanichts ein.