15.02 2017
Das Frühstück haben wir heute im Auto vorne auf den Sitzen eingenommen, einmal weil es sehr kalt draußen war, und zum zweiten wegen der vielen Sandflys, kleine nervige Insekten die noch nerviger sind als Mücken. Zügig ging es dann weiter nach Norden, unser Ziel ist es, in zwei Tagen in Nelson zu sein, um unsere Arbeitssuche fortzusetzen.
Landschaftlich ist die Westküste der Südinsel der mit Abstand schönste Fleck Neuseelands, wenn auch, oder gerade deshalb, eine der regenreichsten Regionen.
Die Southern Alps, wie die Gebirgskette heißt, an der wir gerade auf kurvigen Straßen neben dem Meer vorbei fahren, bilden eine gewaltige Schranke zwischen dem Ozean und dem Land dahinter. Man sieht hier buchstäblich, wie die warme Luft über dem Meer Aufstieg und weiter oben das Wasser in weißen Nebelschleiern kondensieren. Davon profitiert die Pflanzenwelt natürlich unheimlich, und so sind die steilen Hänge über und über von Bäumen, Farnen Büschen und Gräsern bewachsen. Wir hatten wahnsinniges Glück mit dem Wetter, denn wie gesagt regnet es hier sehr viel. Wir hatten strahlenden Sonnenschein über uns, und so verging die Zeit bis zu den Gletschern relativ zügig. Der erste war der Fox Glacier, bei dem uns schon bei der Anfahrt eindrucksvoll dessen Schmelzen demonstriert wurde. Schon weit vor dem eigentlichen Gletscher standen Schilder, „bis hier reichte der Gletscher 1780″ „bis hier 1935″, wir mussten noch ein ganzes Stück fahren, bis wir zu einem Parkplatz kamen, von wo aus ein kleiner Weg zu einem Aussichtspunkt führte. Von diesem konnten wir dann das kalte Eisblau des Gletschers sehen, der obere Teil war allerdings in Wolken verborgen.
Auf dem Rückweg hielten wir aufm einer kleinen Hot Spring, bei der wir unsere Hände in das warme Wasser tauchten.
Dann ging es auch schon weiter zum Franz Josef Gletscher, benannt nach dem gleichnamigen K&K Monarchen. Dort war wesentlich mehr betrieb als beim Fox, Busseweise Touristen fluteten an, und über uns flogen Helis in einer Frequenz, dass man dachte der Gletscher wird wie Berlin damals aus der Luft versorgt. Wie sich aber bei einer kleinen Wanderung die wir unternommen aber dank der Schilder rausstellte, war der Luftweg zurzeit die einzige Möglichkeit, den Gletscher sicher zu erreichen. Auf der 5-6 Stundenwanderung, auf der wir uns nun in der Hoffnung auf eine gute Sicht befanden, waren drei Touristen schon ins Leben gekommen. Wir kraxelten also mit der gebotenen Vorsicht durch den Urwald, bis wir an einer Hängebrücke wegen der knappen Zeit die wir noch hatten um nach Greymouth zu kommen, beschlossen umzukehren. Wieder am Parkplatz angekommen sahen wir keine 20 Meter weiter ein Schild auf dem „Glacier View” stand… wer lesen kann ist ab und zu auch im Vorteil. Also liefen wir in zügigem Tempo auch noch dahin, durch das Tal in dem sich noch vor ein paar Jahren die Eismasse nach vorne schoben. Nirgendwo konnten wir je die Folgen des Klimawandels deutlicher sehen als an diesem Gletscher, wären wir 2008 da gewesen hätten wir zumindest deutlich weniger zu laufen gehabt. Der Weg hat sich aber definitiv gelohnt, die Aussicht war gigantisch und noch während wir da waren riss die Wolkendecke in den Bergen auf, und hab den Blick auf das 29 Quadratkilometer große Schneefeld frei (zumindest teilweise). Dann hieß es auch schon weiter fahren, nach Greymouth, wo wir heute übernachten wollten. Diesmal dass ich am Steuer, nachdem Chris die Strecke bis zu den Gletschern gefahren ist. Zum Abendessen gab es noch die Reisreste von gestern, dann ging es auch schon früh ins Bett.