Die Ruhe vor dem Sturm

Wie befürchtet stehe ich heute viiiiel später auf als geplant: um 10 Uhr. Ich lasse das Frühstück aus, mache mich fertig und gehe die paar Meter zum nächsten Rollerverleih. Ich miete einen Scooter für 200 Baht, und fahr einfach drauf los. Das ist hier nicht weiter problematisch, bedenkt man, dass ich auf einer Insel bin und irgendwann wird man schon wieder am Startpunkt ankommen. Zuversicht hilft. Dennoch habe ich mir vorab ein paar Ziele ausgesucht, die ich sehen möchte. Eine 12 Meter hohe, goldene Buddhastatue steht da ganz oben auf der Liste und so fahre ich drauf los. An einem kleinen Strand mache ich halt um ein paar Fotos von der Bucht zu machen, dann gehts weiter.

Irgendwann beginne ich mich aber doch zu fragen, wann denn diese Statue kommt, auf der Karte sah das so nah aus. Ich krame das Smartphone aus der Tasche und verdrehe die Augen: vorbeigefahren. Das ist das Problem an Touristenattraktionen, es gibt so viele Schilder für Restaurant und anderen Kram drum rum, dass man die eigentlich wichtigen Infos übersieht. Nach einigen Minuten komme ich wieder an den kleinen Strand und muss mit erstaunen feststellen, dass man von diesem die Statue sogar sieht. Ich hatte sie nur hier, abgelenkt von den Booten und dem Wald im Hintergrund, einfach übersehen. Den Gashebel zu mir ziehend gebe ich wieder Gas und finde nun den kleinen Seitenweg zum Heiligtum. Auf dem Damm, der das “Festland” mit der kleinen Insel, auf der die Statue steht, parke ich meinen Roller und schlendere auf das Areal. Natürlich gibt es hier T-Shirts mit Thailandaufdrucken in grellen Farben, Pfannkuchen und grinsende Buddhastatuetten. Die lasse ich links liegen und steuere auf das grosse Pendant zu. Warum auch immer, ich das wirklich nicht mehr nachvollziehen, renne ich nicht sofort die 73 Stufen nach oben, mache mein Bild und bin nach 5 Minuten wieder weg, wie die meisten hier. Ich setzte mich erst einmal in den Schatten eines Baumes, um den mit Fliessen eine Bank gemauert wurde. Hier bleibe ich sitzen, 20 Minuten im kühlen schatten und lasse den Ort auf mich wirken. Plötzlich bin ich ruhig, fast schon unheimlich entspannt, ohne genau zu wissen warum, denn um mich rum hetzten die Touristen um mit peinlichen und teils echt respektlosen Posen ihre Urlaubserinnerung zu knipsen. Im Hintergrund rufen die Händler. Sogar Flugzeuge fliegen direkt an der Statue vorbei, was bestimmt super von oben aussieht.http://sven-burkhardt.de/wp-content/uploads/2018/02/img_7504.mov

Total entspannt nähere ich mich der Statue etappenweise, denn neben ihr befinden sich ein paar Schreine, die auch durchaus interessant sind. Man soll hier die Schuhe ausziehen, es duftet nach Räucherstäbchen und dem Blumenschmuck, der den Raum verziert. In einem befinden sich Statuen von drei alten Mönchen, die noch älter aussehen als die Personen, die sie Darstellen sollen. Sie sind mit kleinen Flecken Blattgold und Silber bedeckt, was ihnen eine mysteriöse Patina gibt. Daneben ein dicker grinsender Buddha und, warum auch immer, eine alte Weltkarte, auf der noch die Sowjetunion den Osten dominiert. Rechts sind ein paar Statuen, unter denen sich Klingelbeutel für jeden einzelnen Wochentag und für Geburtstage befinden. Dem gegenüber ist eine Ziegelbrennerei, in der man für 50 baht (1,25€) einen Ziegel kaufen und einen Wunsch darauf schreiben kann. Dieser wird dann irgendwo verbaut.

Nachdem das Areal gründlich erkundet ist, steige ich die Treppen zur Statue hoch. Oben hat man einen wunderbaren Ausblick über die Bucht (die ich ja schon fotografiert hatte), Singvögel zwitschern in den Bäumen und die sanften Klänge der Glocken, die in einer Art Kreuzgang hängen, runden das Erlebnis ab. Wirklich schön! http://sven-burkhardt.de/wp-content/uploads/2018/02/img_7525.mov

Was viele übersehen, gleich vis-á-vis befindet sich eine Sammlung Götterstatuen, die aus dem Meer herausragen. Auch das ein Anblick, der sich lohnt. Aus den Shops tönt ruhige Musik, die sich irgendwie asiatisch anhört (Insider). Nach nun fast einer Stunde auf dem Gelände beschliesse ich nun doch endlich weiter zu fahren. Die gut ausgebaute Strasse führt mich an der Küste entlang nach Westen an Läden, Restaurants und Wohnhäusern vorbei, sodass man überhaupt nicht sagen kann, wann der eine Ort aufhört und der andere anfängt. Ganz Ko Samui ist wie ein Donut bebaut.

Als ich einen schönen Schotterweg in den Wald sehe halte ich an, um ein Foto zu schiessen. Dabei entdecke ich zufällig direkt neben der Einfahrt ein Restaurant, dass keine englische Karte zeigt und in dem nur Locals sitzen. Da es mittlerweile 13:00 Uhr war und ich immer noch nichts gegessen hatte war das perfekt. Ich bestellte und wenig später standen ein saftig gegrilltes Hühnchen mit knusprig, glasierter Haut, ein Salat aus Scheinefleisch, Reis und eine kühle eisgekühlte Cola vor mir. Hoffentlich macht mir das Eis nicht noch Probleme, denn das sollte man hier eigentlich niemals essen. Aber seis drum, das Essen ist köstlich. Das muss man den Thais lassen, kochen können sie hervorragend. Auch hier spiele ich wieder mein “Was ist wohl drin” Spiel, das mir sichtlich Spass macht, Köche und Kunden lächeln mir erfreut zurück. (Diesmal waren übrigens Zitronengrass, Charlotten, Knoblauch, sehr scharfe Chilli, Sesam und Pfefferminze im Salat). Dazu wird umsonst roher Weißkohl, rohe Bohnen und Thaibasilikum gereicht, der übrigens eine leichte Lakritznote hat.

Weiter gehts auf meiner Tor über die Insel, jetzt ziehe ich mir aber trotz der Wärme ein Tuch gegen die Auspuffgase über die Nase, der Hals beginnt schon zu kratzen. Ich brettere mit gemütlichen 40 Km/h auf der Strasse nach Südwest, als irgendwann ein Schild auftaucht: Hin Lat Waterfalls steht darauf. Es stellt sich heraus, dass es sich hierbei um einen kleinen Geheimtipp auf der Insel handelt, Touristen sieht man hier gerade einmal 7, inklusive mir. Ich stelle den Roller ab, suche mir einen versteckten Platz um die Badehose anzuziehen und sehe mir dabei die buddhistischen Tempel an, die am Flusslauf liegen. Das Wasser sprudelt über riesige Felsblöcke, zwischen denen sich knorrige Wurzeln junger Bäume winden. In dem kühlen klaren Wasser schwimmen kleine Fischchen – und ich. Die Felsen bilden natürliche Pools, in denen vor allem Locals ihren Schulschluss verbringen. Nachdem man sich etwas abgekühlt hat laden die warmen Felsen zum verweilen und wieder warm werden auf. Von oben scheint sie Sonne durch die Blätter, es ist einfach perfekt. (Ich will euch ja nicht neidisch machen, aber wärt ihr hier könnte das jeder bestätigen – schade seid ihrs nicht 😄)<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<< r, die Tour wird wohl doch länger als gedacht. Viel schlimmer: die Sonne beginnt unterzugehen. Eine Sache will ich aber noch unbedingt sehen, denn auch sie wird im Internet als Must-Do gelistet. Der Tar Nim Waterfall & magic Garden. Es handelt sich dabei um einen wohl wunderschönen Garten, in dem viele Statuen kunstvoll arrangiert auf einem Berg stehen. Da will ich hin, und so quäle ich meinen kleinen Roller eine sich steil windende Strasse hoch, die ich erst beim dritten mal Vorbeifahren entdecke. Das liegt unter anderem an der mittlerweile schlechten Sicht, es regnet wie aus Kübeln und ich bin schon klatschnass, als ich meinen Roller neben zwei Kanadiern unter einen Strassenbaum parke, um wenigstens nicht noch nasser zu werden. Dabei ist es eigentlich ganz angenehm, es kühlt ein bisschen, aber die dicken tropfen pieksen wie Nadeln wenn man schneller als 20 Km/h fährt, und da kann mans dann auch gleich lassen. Auf dem Berg angekommen bremst mich ein Schild und ein Wachmann: Militärisches Sperrgebiet, kein Zutritt. Na super...<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<< u dem ich will, Na Mueang 2, habe ich kein Glück. Es daurt 30 Minuten one-way dort hin zu laufen, und die habe ich, angesichts der fortgeschrittenen Zeit, nicht mehr. Und auf die Elefanten, die einen dahin tragen will ich beim besten Willen nicht. Wer weis wie die gebrochen wurden, dass sie dicke, lauffaule Touris durch die Gegend kutschieren. <<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<< ttraktionen auf morgen zu verschieben und tuckere nach Hause, wo ich um 18:00, kurz vor Sonnenuntergang auch heile ankomme. Seit dem sitze ich am Blog, um die armen Menschen in der Kälte Europas neidisch zu machen 😁

13.744 erste Schritte aus der Türe

Die Sonne strahlt durch die Vorhänge in mein Zimmer und wärmt es schon um 8 Uhr auf angenehm tropische Temperaturen. Mein erster Weg führt mich noch vor dem Frühstück zu einem Geldautomaten, denn ohne Moos is erstmal nix los. Nach Überprüfung aller Automaten im Umkreis von 2 Kilometern muss ich jedoch leider feststellen, dass ausnahmslos alle eine nicht kleine Servicegebühr verlangen – Mist. Aber nützt ja nix, ich brauche ja Geld. Mit lautem Zähneknirschen hebe ich das dann auch ab und schlendere zurück zum Hostel, um zu Frühstücken. Dabei sammele ich erste Impressionen der Gegend. Es ist warm, deutlich wärmer als zurzeit zu Hause, zum Glück. Es ist leicht bewölkt und in der Luft liegt ein deutlich zu hörendes, elektrisches Knistern. Die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch, und die Stromkabel freundlich gesagt, dürftig angebracht. Aber das ist ja alles nichts neues.

Neben Shops an denen Touristenbedarf (Luftmatten, Sonnenbrillen, Handtücher) und Kitsch verkauft wird komme ich auch an einem kleinen Pier an einem künstlichen See vorbei. Er gehört wohl zu einem Hotel und auf ihm werden Mittwochs Floating Markets abgehalten. Wer schon länger liest weiß: Zu so einem wollten wir auch schon in Bangkok… Leider verpasse ich wohl auch diesen, das Hostel habe ich nur bis Dienstag gebucht.

Selbstverständlich stehen am Wegesrand auch wieder buddhistische Schreine, reichlich verziert und mit bunten Blumen behangen. Ein schöner Anblick.

Dann gibts Frühstück, Toast, Spiegelei, ein komisches Würstchen, kühlen Mangosaft (leider mit Eis, damit sollte man hier eigentlich vorsichtig sein, hoffentlich fang ich mir damit nix ein) und Schwarztee. Nebenbei läuft koreanisches Kinderfernsehen, die Betreiber des Hostels sind Koreaner. Dann gehe ich aufs Zimmer und schmeisse die Klimaanlage an, es ist halb 10 und unglaublich warm. Dann schreibe ich den Blog und und entspanne. Mittags schlendere ich zum Strand, mittlerweile ist es bewölkt und windig, also angenehm Kühl um spazieren zu gehen. Ich schnappe mir meinen orangenen Rucksack und laufe einfach mal drauf los. Nach nur wenigen Metern finde ich zufällig einen Weg in eine offene Bucht, umschlossen von ein paar kleinen Inselchen. Der goldweisse Sand wird von dem herrlich warmen Meerwasser um meine Füße gespült und ich laufe in den Wellen weiter. Irgendwann bekomme ich Hunger, auch weil am Strand für “Cheap Streetfood” geworben wird. Ein Blick auf die Preise sagt mir aber, mit 300 Baht, also 7,60€, scheint mir cheap doch etwas weit ausgedehnt. http://sven-burkhardt.de/wp-content/uploads/2018/02/img_7463.mov

Man sagt ja immer, man soll dahin wo die locals gehen, und weit weg von den Touristen essen. Da ich eh nix zu tun habe stiefele ich also einfach weiter an der Hauptstrasse entlang, dass Linksverkehr ist fällt mir erst jetzt so richtig auf. Im Kopf überlege ich mir schon, morgen einen Roller zu mieten und in den Süden der Insel zu fahren, wenn das Wetter mitmacht. Nebenbei berechne ich meine täglich mögliche Ausgabenhöhe und wie man denn weiter Reisen könnte. So vor sich hin grübelnd sehe ich dann plötzlich ein kleines Strassenrestaurant, auf das die oben genannten Kriterien passen. In der Auslage sehe ich eine Suppe und bestelle: 60 Baht (also 1,50€), dass ist günstig! Und guuut. Die Suppe ist köstlich würzig, die Einlage besteht aus Glasnudeln, Sojasprossen, Frühlingszwiebeln, Rindfleischstreifen und Schweinefleischkügelchen. Als die Suppe aufgegessen ist sehe ich auch den Grund für den intensiven, leckeren Geschmack: Innereien…

Die lassen ich dann doch lieber in der Schüssel, aber es bleibt dabei, die Suppe war köstlich. Ich setzte meine kleine Tour fort und kaufe in einem Supermarkt zwei grosse Flaschen Wasser. Gerade im Hostel angekommen fängt es an wie aus Eimern zu gießen, ein richtiger Tropensturm. Ich setze mich an den Schreibtisch und tippe den Blog und lege mich dann aufs Bett um ein bisschen zu entspannen.

Etwas später gehe ich zum Essen, diesmal ein grösseres Restaurant im Ortskern, aber dennoch günstig. Ich bestelle einen White Snapper, also Fisch, der in Neuseeland unbezahlbar war. Hier kostet er 3 Euro ind schmeckt himmlisch. Generell kann man hier sehr gut Fisch essen, der fangfrisch auf die Teller wandert. Vor vielen Restaurants stehen sogar Aquarien, frischer geht nicht. Da ich alleine esse und mich mit niemandem unterhalten kann mache ich mir einen Spass daraus, die Zutaten zu erschmecken, was einfacher ist als gedacht: Chilli, Charlotten, Knoblauch, Zitronengrass und Thaibasilikum. Und frischer grüner Pfeffer, der in ganzen Dolden auf dem Teller liegt. Dazu gibts natürlich Reis.

Als ich aufgegessen habe schlendere ich noch ein wenig durch die Souvenirshops und schaue mir neben furchtbarem Kitsch auch wunderschöne Holzschnitzereien an, die aber vorerst nicht in meinen Rucksack wandern. Abends telefoniere ich noch ein bisschen, was bis Mitternacht andauert und damit meinen Plan, schnell in den neuen Tag-Nachtrhythmus zu kommen erstmal auf Eis legt…